Windbestattung
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In seinem Vorwort zu diesem Band, dessen aus 70 Einzelgedichten bestehenden Zyklus Hwang Tong-gyu in den Jahren 1982 bis 1995 verfaßt hat, schreibt der Autor: „Ich möchte die Gedichtreihe Windbestattung als eine Reise zur Loslösung vom Fleisch bezeichnen.“ In diesem Satz liegt der Schlüssel zu etwas, das als eine lange Meditation, andererseits aber auch als ein geradezu existentialistisches Gedankenexperiment bezeichnet werden kann: Es geht dem Dichter darum, sich mitten im Leben das Sterben des eigenen Körpers vorzustellen, aber verbunden mit der Idee, daß das Ich dabei erhalten bleibt, ja daß das Ich mit geschärfter Aufmerksamkeit jede Einzelheit in der Welt der Natur wahrnimmt. Dies geschieht in Form einer „Windbestattung“, einer in einigen Gegenden Koreas noch heute anzutreffenden traditionellen Bestattungsform, bei der die Leiche auf natürliche Weise dem Vergehen ausgesetzt ist, statt in der Erde begraben oder im Feuer verbrannt zu werden. Die „Reise zur Loslösung vom Fleisch“, die Hwang Tonggyu in diesen Gedichten unternimmt, führte ihn zu der Einsicht, daß „das Sterben und die Verzückung des Lebens Blüten sind, die an einem Zweige blühen.“ Von den bislang 16 Gedichtbänden Hwang Tong-gyus sind folgende Titel in der Übersetzung von Kim Kyunghee und Theodor Ickler im OSTASIEN Verlag erschienen: „Stille der Blüten“ (2015), „Winternacht 0 Uhr 5 Minuten“ (2015), „Freude am Leben“ (2017) und „Es gab auch die Zeit, da ich mich an den Zufall lehnte“ (2017). Sie alle sind, ebenso wie die hier nun vorgelegte Neuübersetzung von Hwang Tong-gyus Zyklus „Windbestattung“, zweisprachig wiedergegeben.