ReZENsion
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Unmenschliche Großraumbüros haben gründerzeitliche Bürgerwohnungen ausgehöhlt, die Medienwelten verlieren Inhalte und suchen nach neuen Formeln für Gewinn über Umsatz. An einem kalten Februarmorgen hängt ein altgedienter Redakteur in einer versteckten Dunkelkammer tot über einem kleinen Schreibtisch. Hinter ihm ein Schlachtschussapparat, Blutlachen, vor ihm eine Schachuhr und eine kleine Kerze in Form des Turms von Babel, im Mund hat er einen Drehbleistift, auf dem Blatt Papier unter seinem von hinten durchbolzten Kopf ein japanisches Kurzgedicht in zwei Sprachen. Burschikose Kriminalistinnen nehmen unter eingeschränkten Ressourcen ihre Polizeiarbeit und Erhebungen auf, hinzugezogen wird ein fachkundiger Sonderermittler zu Themen Kunst, Medien, Presse, Unterbezahlung, der aus seinem wohngemeinschaftlichen Prekariat auch privat alle Hinweise gerne für sein honoriertes sZENario verwertet, um endlich Miete, Liebes-, Tabak- und Liqueurschulden abzudecken. Parmigianinos Selbstportrait im Konvexspiegel als Ikone des Manierismus scheint immer wieder die Lösung des Dilemmas anzubieten, sogar am Weg zum Tatort vorbei an der Auslage eines Bilderrahmengeschäfts. Bei einer angestrebten Aufklärungsquote von 99% vor der Presse ist kein Mord ein Selbstmord. Für die Grenzen zwischen Redaktion und Marketing, Inhalt und Form, Wirklichkeit und Wahrheit scheint dies allen Beteiligten auch zumutbar, wenn auch mit bitterem Beigeschmack.