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Die Kalande im südlichen Niedersachsen

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Priesterbruderschaften, im nördlichen Deutschland meistens Kalande genannt, waren im späten Mittelalter sehr verbreitet. Es gab diese Vereinigungen von Geistlichen nahezu in jeder Stadt, in größeren Städten mehrere, häufig auch in ländlichen Gebieten. Allein schon diese Verbreitung spricht für ihre Bedeutung. Über Klerus und Kirche des späten Mittelalters geben sie vielfältig Aufschluß. Für die fast zwanzig Priesterbruderschaften im südlichen Niedersachsen ist die Quellenlage besonders günstig. Malte Prietzel untersucht die Kalande in den einzelnen Orten, arbeitet die verschiedenen Typen heraus und fragt nach den Funktionen dieser Gemeinschaften für ihre Mitglieder und für ihre Umwelt. Man schloß sich zusammen, um sich z. B. bei beruflichen Problemen oder bei Schwierigkeiten mit der Obrigkeit zu helfen. Zu den Aufgaben gehörte aber auch das Totengedenken, ebenso Aufmerksamkeit auf die Standesehre. Manche Priesterbruderschaften waren wirtschaftlich mächtig. Der Göttinger Georgs-Kaland, durch Stiftungen reich geworden, besaß, als die Reformation eingeführt wurde, ein Vermögen von 12.000 Gulden, soviel wie der Göttinger Rat in fünf bis sechs Jahren einnahm. Das Geld war zum größten Teil gegen jährliche Zinszahlung verliehen, der Georgs-Kaland war der bedeutendste Kreditgeber in der Region. Die Mitgliedschaft in einer solchen Bruderschaft war begehrt, die Mitgliederzahl jedoch allgemein begrenzt. Oft hat wohl nur die Elite der örtlichen Geistlichkeit einer Bruderschaft angehört.

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1995

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