Adam und Eva

Die Bibel war während der Zeit der Sklaverei häufig das einzige Erzählwerk, das den Schwarzen, meist als gesprochenes Wort, zugänglich war. Was Wunder, daß sie die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, die sie von den Predigern hörten, nacherzählten und variierten im Sinn ihrer auf den Alltag bezogenen Glaubensvorstellungen. Freilich hatten sie auch aus Afrika Märchen mitgebracht, und schließlich entstand, erst in neuerer Zeit, eine Form von Lehr- oder Protestgeschichten, die, oft mit grimmigem Humor, schwarze Kinder auf die Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten ihres Lebens in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft und auf den Haß der in ihr immer noch aggressiv agierenden Rassisten vorbereiten sollten. Frederik Hetmann hat in Mississippi durch die Vermittlung der schwarzen Gemeinde solche Texte der schwarzen mündlichen Überlieferung sammeln können. Sie legen Zeugnis ab von einer durch leidenserfahrungen geprägten Religiosität, die sich im Alltag bewähren mußte; aber auch von einer Vitalität und Menschlichkeit, die Unterdrückung und Verachtung nicht zu zerstören vermochten.