Die Wahl wirtschaftspolitischer Strategien in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1959
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Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Diskussion über wirtschaftspolitische Strategien in Polen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1959. Der Autor unterteilt diesen Zeitraum in eine erste Periode von 1944 - 1953, an deren Ende die sogenannte sozialistische Industrialisierung als bewußte Strategie etabliert war, und eine zweite von 1953 - 1959, in der man nach anfänglicher Intensivierung der Diskussion schließlich wieder zur vorherigen Strategie zurückkehrte. Zusammenfassend untersucht er die Frage, warum es zu keiner grundlegenden Änderung der Wirtschaftspolitik kam, wenn doch die Notwendigkeit hierzu wahrgenommen worden war. Die erste Phase zeichnete sich durch eine anfangs offene Diskussion vielfältiger Konzeptionen aus, die nicht nur durch die zunächst noch vorhandene Opposition der Bauernpartei, sondern auch durch unterschiedliche Auffassungen bei den Bündnisparteien und innerhalb der Kommunistischen Partei selbst bedingt war. Parallel zur Machtkonsolidierung läßt sich eine Verengung der Diskussion auf die letztlich angewandte Strategie konstatieren. Belegt wird auch eine - in der heutigen Diskussion häufig mit Hinweis auf sowjetrussische Einflußnahme relativierte - erhebliche Eigenverantwortung der polnischen Entscheidungsträger sowie eine Dominanz politischer, insbesondere parteipolitischer Erwägungen gegenüber wirtschaftlichen Argumenten. Dieser Sachverhalt war schließlich auch für die Ergebnislosigkeit der Reformansätze der zweiten Periode ausschlaggebend. Es zeigte sich, daß, obwohl die Verhältnisse nach Stalins Tod größere Eigenständigkeit zugelassen hätten, die Kommunisten einmal mehr Diskussionen über die Grundsätze der Wirtschaftspolitik nur so lange duldeten, bis ihre Macht wieder konsolidiert war. Die zum Teil weitreichenden Überlegungen in Fachgremien wie dem Wirtschaftsrat und auch der Plankommission waren so von vornherein zum Scheitern verurteilt. Abgesehen von den vorsichtigen Folgerungen des Autors begründet sich der Wert der Arbeit durch die - zumindest in einer deutschen Publikation - erstmals bearbeiteten archivalischen Quellen.