Friedhof der Träume

Die Handlung dieses preisgekrönten tschechischen Romans versetzt die Leser in eine Kleinstadt Tschechiens, in die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts — nach dem Ende des Regimes, das sich sozialistisch nannte. Die Christen in Tschechien waren weit schwereren Repressionen ausgesetzt als z. B. die Ostdeutschen — und die Schäden, die das Regime den Menschen zufügte, wirken bis heute nach. Da ist eine Frau, die den Glauben an Gott und ihre Mitmenschen verliert und Selbstmord begeht. Ihr Grab schaufelt der einstige Geliebte, der sein Dasein als gemeindlicher Totengräber fristet und den Toten mehr zugetan ist als den Lebenden. Und es begegnet dem Leser der Organist der katholischen Kirchgemeinde: ein Jude, der Christ wurde und doch seinem Judentum eng verbunden bleibt. Mertl führt beeindruckende Schicksale vor Augen, die die Spannungen zwischen Glauben und Unglauben, zwischen Verrat und Aufrichtigkeit, zwischen Liebe und Verzweiflung spürbar machen. Es ist faszinierend, mit welcher Intensität und sprachlicher Brillanz Mertl den Lesern das Erbe tschechischer Vergangenheit vor Augen führt. Einer der ganz wichtigen Romane der tschechischen Gegenwartsliteratur, der erstmals in deutscher Sprache erscheint.