Gott im Menschen
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Der Ruf nach Erfahrung im Religiösen, die Sehnsucht nach unmittelbarer Gottesbegegnung und das grosse Interesse an Mystik sind grundlegende Anfragen an die heutige Theologie, denn sie betreffen das Zentrum des christlichen Glaubens: die Heilszusage Gottes für alle Menschen. Die mystische Begegnung von Gott und Mensch ist keineswegs einer religiösen Elite vorbehalten. Schon die grossen Gnadentheologen Augustinus und Thomas von Aquin haben dies gezeigt. Der französische Dominikanertheologe P. Ambroise Gardeil (1859–1931) hat ihr gnadentheologisches Denken in eine Synthese gebracht und erzielte damit einen – leider in Vergessenheit geratenen – Durchbruch für die spirituelle Theologie. Das Potenzial gnadentheologischen Denkens, das heute in Theologie und Verkündigung ein Schattendasein fristet, gilt es aber nicht nur mit Blick auf spiritualitätsgheologische Fragen, sondern auch als Vergewisserung für die theologischen Grundfragen unserer Zeit zu erschliessen. Mit der Würdigung Gardeils wird eine Perle für die heutige Theologie zugänglich gemacht, indem das Theologumenon von der Einwohnung Gottes im Menschen für die Breite systematisch-theologischen Denkens zukunftsweisend entfaltet wird.