Sünde als ethisches Dispositiv
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Kann man noch etwas Neues über Sünde sagen? Sünde wird banalisiert und infrage gestellt, und die Theologie reagiert darauf oftmals sprachlos und schriftvergessen. Ziel der Untersuchung ist daher, qualifiziert über Sünde zu sprechen, den Sündenbegriff jedoch nicht neu zu definieren, sondern die Bedingungen seiner Entstehung zu reflektieren. Dazu wird das Sprechen von Sünde in den biblischen Texten ergründet und der Sündenbegriff in seinen moralischen, das heißt temporalen, sozialen und rechtlichen Dimensionen analysiert. Fragestellung und Methodik sind dabei auf Interdisziplinarität angelegt, denn die Diskussion über die Korrelation von Gesellschaftsstruktur und Semantik erfordert den Dialog mit der Philosophie und der Soziologie. Sünde ist ein ethisches Dispositiv, weil sie ein heilsgeschichtlich relevantes Thema der Theologie ist: Sie verhindert die Transzendenz temporaler (Erlösung) und sozialer (Bund Gottes) Zusammenhänge, mit anderen Worten: Sünde wirkt durch die Negierung von Gemeinschaft einem umfassend gelingenden Leben entgegen. Sie ist eine Haltung, die zu Selbstisolation führt und Gemeinschaftsorientierung verneint. Diese Perspektive ist in den biblischen Schriften grundgelegt, und es gilt, sie in moraltheologischer Perspektive zu reflektieren, zu bewahren und neu in Erinnerung zu rufen.