Von Rom nach Jerusalem
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Hebräische Geschichte beginnt mit „Awraham awínu – unserem Vater Awraham“, dem noch unter seinem alten Namen Awram aufgetragen wurde, sein Land zu verlassen und zu gehen, wohin ihm gezeigt werde. Daher sein Name "Awram (Awraham) Ha'Ibri – Awraham der Grenzgänger„, wovon sich der Name “Hebräer„ herleitet. Bei allem Abstand erscheint diese kleine biblische Namenkunde eine passende Metapher zum Thema “Grenzgänger„ und “Wanderer„, worum es im folgenden geht. Denn der Weg eines Menschen im 20. Jahrhundert – zumal in Deutschland – von “Rom nach Jerusalem„ dürfte aus vielen Gründen auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch eine sehr seltene Ausnahme sein. Zu anderen Zeiten konnte und an anderen Orten kann ein solcher Weg durchaus lebensgefährlich oder tödlich sein, und die vielfach neu aufflammende alte Judenfeindschaft erscheint schon bedrohlich genug. Gerade dies hat mich jedoch bewogen, meinen Weg zum Judentum im Sinne eines Bekenntnisses in Form dieser kleinen Schrift abermals öffentlich zu machen; denn darin sehe ich eine besonders intensive und persönliche Form der Solidarität mit den Juden in Israel und der Welt. Sich dem Judentum anzuschließen bzw. angeschlossen zu haben bedeutet indessen allerhöchste Identifikation. Aber Jude zu werden ist eine ebenso schwere, schwierige wie unwiderstehliche Berufung, – Jude zu sein bleibt als ständige Herausforderung an sich selbst und andere ein beglückendes Privileg. Denn jüdisches Leben ist vor allem “ein rituell festlicher 'way of life'„. Offensichtlich fasziniert fand der heidnische Prophet Bileam die poetischen Worte: “Wie schön sind deine Zelte„, Jaákov, deine Wohnstätten, Israel!“ (4 Mose 24,5) Auf meinem eigenen Weg zum Judentum war ich viele Jahre als homo viator „zu diesen Zelten“ unterwegs, es gab dafür wachsende, alsdann gewachsene starke Motive und Überzeugungen, sogar eine gewisse Obsession, jedenfalls das sichere Gefühl der Richtigkeit im klaren Bewußtsein, daß ich genau das sollte und wollte, worauf für mein Empfinden ein Segen lag und liegt: „. nun spricht der Herr“, heißt es bei Jesaja, „der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ (43,1, Luther-Übersetzung) Amos Oz und Fania Oz-Salzberger haben auf die Frage nach dem Jude sein ihre persönliche jüdische Antwort gefunden: „Jedes menschliche Wesen, das so verrückt ist, sich als Jude zu bezeichnen, ist Jude.“ Amén. Mit dem Judentum habe ich mich in meiner kleinen Schrift Judentum und Christentum (Konstanz 2010) sowie in einer Reihe von Aufsätzen und Vorträgen befaßt, von denen gewissermaßen als Abrundung der vorliegenden Schrift in deren Anhang eine kleine Auswahl aus fast 30 Jahren zu finden ist. In Dankbarkeit widme ich diese Schrift allen Inspiratoren und Mentoren (nicht strikt maskulin gemeint!) sowie allen Gefährtinnen und Gefährten, die mich auf meinem außergewöhnlichen Weg von „Rom nach Jerusalem“ begleitet haben und insbesondere auch allen, denen ich nach vielen Jahren der Nähe nun seit mehr als zwei Jahrzehnten im Brit Am Israel besonders verbunden bin. Worum es geht: „das, wozu der Jude aufgerufen ist“, so Margarete Susman, "ist nichts – absolut nichts als: Mensch zu werden. Das 'Höre Israel! – Ich bin der Einzige, Dein Gott' – bedeutet dasselbe wie: Werde Mensch! Denn Mensch werden ist nichts anderes als sich Gott entgegenbilden."