Umstrittene Beziehungen
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Die Kirchenbeziehungen zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika waren nach dem Ersten Weltkrieg von sehr grundsätzlichen Auseinandersetzungen geprägt. In den 1920er-Jahren betonten Kirche und Missionsgesellschaften aus Deutschland ihren nationalen Auftrag. Die Bekennende Kirche kämpfte gegen die Gleichschaltung von Kirche und Mission – weder entwickelte sie dabei aber eine generelle Kritik des Rassismus noch riefen ihre Mitglieder zum Widerstand gegen die Einführung der Apartheid im Jahr 1948 auf. Bis in die 1960er-Jahre hinein wurde die Politik der „getrennten Entwicklung“ in deutschen Kirchen und Missionswerken nicht generell infrage gestellt. Zu Beginn der 1970er-Jahre keimte eine breite transnationale Widerstandsbewegung gegen das Apartheidsystem auf: Im südlichen Afrika verstanden sich viele Kirchen als Teil des Befreiungskampfes, in Deutschland identifizierten sich Kirchenmitglieder mit den Befreiungsbewegungen, und so entstanden intensive Beziehungen zwischen den Kirchen. Seit dem Ende der Apartheid betonen besonders die Kirchen im südlichen Afrika, wie wichtig es ist, die kontroverse Geschichte der Kirchenbeziehungen aufzuarbeiten. Ziel der Studienprozesse zur Rolle der Kirchenbeziehungen zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika ist es, für solche Versöhnungsprozesse die notwendigen historiografischen Grundlagen zu legen. Der Sammelband umfasst die Ergebnisse des zweiten Studienprozesses – die Beiträge schließen an die Forschungen zur Kolonialgeschichte an und befassen sich mit den Beziehungen in den 1930er-Jahren und in der Apartheidzeit.