Identifikation und Konservierung eines markentypischen Lenkgefühls
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Das Lenkgefühl stellt aus Sicht des Fahr- und Lenkverhaltens ein kundenwirksames Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb dar, über das eine definierte Markenphilosophie im direkten Kundenkontakt mit dem Fahrzeug vermittelt werden kann. Die markentypische Abstimmung des Lenkgefühls erfolgt jedoch zum aktuellen Stand der Forschung in einem zeit- und kostenintensiven Abstimmprozess auf Grundlage eines subjektiven Expertenwissens. Eine objektive Beschreibung einer subjektiven Abstimmphilosophie fehlt. Die vorliegende Arbeit erarbeitet dahingehend eine Methodik zur Identifikation und Konservierung eines markentypischen Lenkgefühls. Aus dieser Motivation werden zwei Zielsetzungen abgeleitet. In der ersten Zielsetzung wird das methodische Vorgehen mit den erforderlichen statistischen Verfahren betrachtet, um markentypische Charakteristika im Lenkgefühl objektiv zu beschreiben und homogene Zusammenhänge aus Lenkungsapplikation und Fahrwerkabstimmung im gekoppelten Fahrzeug-/Lenksystem zu identifizieren. Anhand eines eingeschränkten Versuchsraums wird aufgezeigt, dass eine objektive Beschreibung eines markentypischen Lenkgefühls durch 29 („Ziel-“) Kennparameter, abgeleitet aus vier Fahrmanövern im offenen Regelkreis, in hoher Güte möglich ist. Über bestehende Fahrmanöver hinaus wird ein Gedämpfter Lenkwinkelsprung eingeführt, der mit entwickelten Kennparametern den aktuellen Stand der Forschung erweitert. In der zweiten Zielsetzung wird eine Konservierung zur Anwendung im Entwicklungsprozess angestrebt. Dazu wird ein Lenkungs-Fingerprint entwickelt, der die herausgestellten Ergebnisse zusammenfasst. Ziel des Lenkungs-Fingerprints ist die Evaluation und der direkte visualisierte Vergleich einer Variante mit dem Zielbereich eines objektiv identifizierten markentypischen (Referenz-) Lenkgefühls. Die Abweichungen vom Zielbereich werden in einem skalaren Ähnlichkeitsmaß gewichtet und zusammengefasst, wodurch eine differenzierte Beurteilung der Ähnlichkeit zur Abstimmphilosophie möglich ist. Mit dem Lenkungs- Fingerprint und der Definition des Ähnlichkeitsmaßes erweitert die vorliegende Arbeit den aktuellen Stand der Forschung. Die Methodik und der Lenkungs-Fingerprint werden validiert und hinsichtlich der Robustheit auf Änderungen im Versuchsdesign betrachtet. In einer Sensitivitätsanalyse werden fahrzeugund umgebungsspezifische Einflüsse auf die Ergebnisse untersucht und somit der aktuelle Stand der Forschung für ein konstantes Versuchsdesign sensibilisiert. Die Anwendung des entwickelten Lenkungs-Fingerprints wird abschließend anhand von zwei Anwendungsbeispielen aus dem Entwicklungsprozess untersucht. Diese Fallstudie zeigt das Potential der methodischen Identifikation und Konservierung eines markentypischen Lenkgefühls. Durch die vorliegende Arbeit ist mit einer im Aufwand reduzierten fahrdynamischen Vermessung im Entwicklungsprozess eine objektive Beurteilung der markentypischen Abstimmung des Lenkgefühls möglich.