Gerinnungsuntersuchungen vor, während und nach cardiopulmonalen Bypassoperationen in der Kinderherzchirurgie unter besonderer Berücksichtigung des ROTEM
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Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Menschen. In verschiedenen Studien wird ihre Prävalenz auf 0,4-0,9 % geschätzt. Die Inzidenz angeborener Herzfehler bei lebend geborenen Neugeborenen beträgt ca.1 %. Bei knapp der Hälfte dieser Patienten wird eine Herzoperation im Neugeborenen-, Säuglings- oder Kindesalter notwendig. Diese werden in den meisten Fällen am offenen Herzen mit Hilfe der Herz-Lungen- Maschine (HLM) durchgeführt. Trotz ihrer starken Einflussnahme auf den menschlichen Organismus ist sie ein unverzichtbarer und lebenserhaltender Bestandteil einer solchen Operation. Die Letalität ohne Therapie liegt bei ca. 70 %. Dennoch bewirkt ihr Einsatz durch verschiedene Faktoren, z. B. die Hämodilution und das Heparin/Protamin Management, einen Eingriff in das physiologische Verhältnis des Gerinnungssystems. Ein weiteres bekanntes Problem, das seit Jahren im Rahmen cardiopulmonaler Bypassoperationen noch unvollständig gelöst ist und stetig auf Verbesserungen untersucht wird, ist die postoperative Blutungsneigung. Blutungen nach herzchirurgischen Eingriffen gehören zu den häufigsten postoperativen Komplikationen. Ein erhöhter postoperativer Blutverlust bei herzchirurgischen Patienten tritt heutzutage, je nach Untersuchungskriterium, mit einer Häufigkeit von 4 bis 32 % auf. Die damit verbundene Fremdblutgabe ist ein anerkannter Morbiditätsfaktor und trägt teilweise zur zusätzlichen postoperativen Belastung des Patienten bei. Vor allem aber sind postoperative Blutungen ein Störfaktor in der Wundheilung, so dass häufig schon nach kurzer Zeit eine operative Revision nötig wird, die das Kreislauf- und Hämostasesystem wiederholt belastet. Neben dem erhöhten Blutungsrisiko und trotz der Vollheparinisierung des Patienten während der HLM-Laufzeit kann es aus verschiedenen Gründen zu Mikrothrombenbildungen kommen, die das Risiko einer Embolie erhöhen. So verdeutlicht das enge Nebeneinander von Blutung und Thrombose, bedingt aufgrund des Einsatzes der Herz-Lungen-Maschine, die Gefahr, die ein cardiopulmonaler Bypass (CPB) auf die Hämostase und den Organismus des Patienten ausübt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines optimalen intraoperativen Hämostase- Management und erklärt den Forschungsbedarf auf diesem Gebiet, insbesondere bei pädiatrischen Patienten, die sich zusätzlich in der Physiologie des Gerinnungssystems von dem der Erwachsenen unterscheiden. Diese Arbeit entstand aus dem Gedanken, ein vollständiges Bild von der Blutgerinnung eines pädiatrischen Patienten unter cardiopulmonalem Bypass zu erhalten und eine Möglichkeit zu suchen, entscheidende Einflussfaktoren, die postoperative Komplikationen hervorrufen können, intraoperativ optimal zu monitoren und damit frühzeitige Interventionsmaßnahmen möglich zu machen. Statt auf Gerinnungsauffälligkeiten unter cardiopulmonalem Bypass nur zu reagieren, sollte untersucht werden, ob es in naher Zukunft aufgrund von Geräten wie dem ROTEM ® (Rotationsthrombelastometrie) und dem CAT (Calibrated Automated Thrombogram), die in dieser Studie eingesetzt worden sind, möglich ist, intraoperativ stattdessen zu agieren.