Ars Moriendi - Die Kunst des guten Sterbens
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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,3, Universität Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: In der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts blühte die Volksfrömmigkeit auf. Sie wurde gefördert durch den alltäglichen Anschauungsunterricht, wie die heilige Messe, Segnungen, Prozessionen und volksfrommes Brauchtum. Durch bildliche Darstellungen, Beichtunterricht und Predigt belehrte der Klerus die Menschen über die Glaubenswahrheit. Der Buchdruck erlaubte die intensive Verbreitung von alter und neuer, die Predigt ergänzende Erbauungsliteratur. Diese Frömmigkeit war jedoch gekennzeichnet von dem Gedanken an den Tod. Die Angst wurde zum Grundelement dieser Zeit mit der Folge, dass die Menschen schwermütig wurden, einem tiefen Lebensernst verfielen oder ihr Leben exzessiv genossen. Die Frage nach Tod und Jenseits war der Mittelpunkt allen Denkens in jeder Bevölkerungsschicht. Die Grundlage für seinen Todesgedanken, sein Todeserlebnis [und] sein Todesgefühl bleibt [für das gesamte Mittelalter] die Dreiheit vom Tod als Sold der Sünde, vom Tod als Eingang zur ewigen Verdammnis und vom Tod als Eingang zur ewigen Seligkeit. Wir lesen ununterbrochen von Epidemien [ ] die in kurzer Zeit ein Viertel, ein Drittel oder gar die Hälfte der vorhandenen Menschen da-hinraffte Durch diese, meist Pestepidemien, waren die Priester nicht mehr in der Lage alle Sterbenden zu begleiten. Boccaccio hat dies in seinem Decameron drastisch dargestellt: Die meisten mussten, sofern sie überhaupt dazu kamen, ihre Rechnung [ ] ohne geistlichen oder weltlichen Beistand machen. Viele ließ man ohnehin wie Vieh verenden. Aus diesem Grund begannen Franziskaner und Dominikaner ü-ber den Tod und die letzten Dinge zu predigen. Daraus entwickelte sich mit der Zeit die Literaturgattung der Ars moriendi, die den Laien befähi-gen sollte seinen Nächsten als Sterbehelfer beizustehen.