Die tibetische Version des Papageienbuches
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Zu den berühmtesten Erzählzyklen der Märchenliteratur überhaupt gehört das Papageienbuch, eine in Asien weit verbreitete Sammlung von Geschichten. Ihren Namen erhielt diese Sammlung von der Rahmenhandlung, in der ein Papagei die Hauptfigur ist. Sein Herr, ein Kaufmann, hat sich auf Handelsreise begeben, und kaum ist der Ehemann aus dem Haus, erliegt seine Frau den Versuchungen eines anderen Mannes. Der Papagei will sie von ihrem geplanten Stelldichein abhalten, und so erzählt er ihr jede Nacht eine andere Geschichte, damit sie ihre Verabredung vergisst. Am Ende der Geschichte kommt der Kaufmann nach Hause und die Ehre seiner Frau ist unversehrt. Dieser Erzählstoff erfreut sich großer Beliebtheit im Fernen und im Nahen Osten, z. B. in der Türkei, in Persien und in Indien und wurde häufig bearbeitet. In allen Fassungen gleicht sich die Rahmenhandlung, doch die vom Papagei erzählten Geschichten weisen meist das typische Landeskolorit auf. Im vorliegenden Werk wird durch Silke Hermann, einer Bonner Tibetologin, die bisher praktisch unbekannte tibetische Version des Papageienbuches erstmalig in Übersetzung und Edition zugänglich gemacht. Seinen besonderen Charakter erhält das tibetische Papageienbuch durch die Vermischung von volkstümlichem Erzählgut mit der buddhistischen Kultur. Die Intention des Papageienbuches geht über eine bloße Unterhaltungslektüre hinaus, leistet es doch einen Beitrag zum Komplex der Liebesmoral, aber nicht nur um Liebesmoral dreht sich das Papageienbuch, sondern auch um die Vermittelbarkeit moralischer Grundsätze.