Gedächtnis der Literatur
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Die vom Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen etablierte rumänische Monarchie hat zwischen 1866 und 1947 die rumänische Geschichte entscheidend geprägt. Sie war Ausdruck und Symbol für die von der rumänischen Elite gewünschte Ablösung östlich-orientalischer Kultur-und Politikbindung durch eine Europäisierung westlichen Zuschnitts. Trotz ihrer Bedeutung ist sie durch ideologische Vorgaben lange in Vergessenheit geraten. Ein zentrales Ziel dieses Bandes ist es daher, die rumänische Monarchie wieder ins Blickfeld der Forschung zu rücken und ihre Rolle als nationale und europäische Institution neu zu gewichten. Auch für die Erforschung der deutschrumänischen Beziehungen der Neuzeit leistet der Band einen wichtigen Beitrag.
Die seit einiger Zeit unverkennbar stärkere Hinwendung der wissenschaftlichen Forschung zu Fragen der Geschichtskultur verbindet sich mit den jüngsten gesellschaftlichen und politischen Transformationsprozessen in Europa immer dann besonders glücklich, wenn es um die Aufhellung der Orte nationaler Erinnerung oder die Bedeutsamkeit identitätsstiftender historischer Persönlichkeiten geht. Für die heutige Republik Moldova ist Stefan der Große (1457-1504) zweifellos die zentrale nationale Integrationsfigur. Sein Renomee hat trotz eines mittlerweile verstrichenen halben Jahrtausends windungsreicher Geschichte nichts an Glanz eingebüßt. Die Autoren dieses Buches betreten im deutschsprachigen Bereich wissenschaftliches Neuland, indem sie sich fernab jeder hagiographischen Überhöhung der Rolle und Bedeutung Stefans in der Geschichte widmen, dem Entstehen und dem Wandel des Bildes seiner Person in vergangenen Epochen nachspüren und nach den Ursachen von Änderungen in Wahrnehmung und Bewertung fragen. Damit eröffnen die Aufsätze zugleich einen interessanten Einblick in das Leben einer kleinen europäischen Nation, die es hierzulande vielfach erst noch zu entdecken gilt.
Zum ersten Mal wird die Herausbildung der Monarchie in Rumänien unter Carol I. anhand eines umfassenden Quellenmaterials untersucht und seine Rolle für die Stabilisierung des politischen Systems analysiert. Mit den ihm eigenen Formen gab Rumänien ein Beispiel ab für die erfolgreiche Übernahme des europäischen Modells einer konstitutionellen Monarchie mit einem fremden Herrscher an der Spitze.