Im Jahr 1978 kam ein wissenschaftliches Unternehmen zum Abschluss, das 1894 begonnen worden war: 'Pauly s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft' mit ihren 83 Bänden eine der größten Fachenzyklopädien der Welt.
Medien und Funktionen religiösen Wissens in der Kaiserzeit
239 stránek
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Religion spielte im Imperium Romanum eine wichtige Rolle für die Identitätsbildung sozialer Eliten und war in hohem Maße statusrelevant. Dieser Band zeigt die Bedeutung der Religion im Kontext der kaiserzeitlichen Bildungskultur und ihrer Institutionen. Dabei nehmen die Autoren zum einen die kulturellen Inszenierungen und ihre diskursiven Formationen in den Blick, wie die Gesprächs- und Symposialkultur und ihre literarischen Medien. Darüber hinaus durchleuchten sie auch den Bereich der Administration, in der das Wissen um lokale religiöse Besonderheiten und Traditionen zählte. Zudem liegt der Fokus auf der Wechselbeziehung zwischen der Ausdifferenzierung lokaler Bezugssysteme und der Etablierung translokaler religiöser Kommunikationsräume.
Zum politischen und kulturellen Kontext von Pausanias' "Periegese"
295 stránek
11 hodin čtení
Die Studie wählt einen neuen Forschungsansatz, der von der Prämisse ausgeht, dass es sich in der Periegese des Pausanias um kaschiertes Städtelob (beziehungsweise Städtetadel) handelt. Die Autorin weist zur Begründung auf eine gezielte „Verrätselung“ der Periegese hin, die sie vor allem aus dem gattungsuntypischen Anfang und Schluss des Werks ableitet. Zentrales Kriterium der Städtewertungen ist die Religion, ein politischer Zusammenhang, der seit dem Hellenismus Tradition hat. Die zum Teil bisher ungeklärten Strukturen des Werks, wie die Lückenhaftigkeit oder der kompilative Charakter der Periegese, führt Frateantonio auf verschiedene rhetorische Beschreibungsprinzipien zurück, die sie in ihrem Verhältnis zum kulturellen Kontext der Zweiten Sophistik untersucht. Das dominante Vorbild des Pausanias sieht die Autorin in dem hellenistischen Historiker Polemon von Ilion.
Öffentliche Religionen im Kontext römischer Rechts- und Verwaltungspraxis
Christa Frateantonio geht der immer noch ungeklärten Frage nach, weshalb die christliche Religion (Kirchen) sich gegenüber den polytheistischen Kulten zu einem Zeitpunkt durchsetzen konnte, als sie weder im östlichen noch im westlichen Reichsteil die Religion der Mehrheit der Bevölkerung war. Sie geht dabei nicht von der Konkurrenz einzelner Religionen aus, sondern konzentriert sich auf die städtisch organisierten Kulte. Die religiöse Autonomie der Städte ist als Ergebnis einer 'fehlenden Territorialisierung' des römischen Reiches anzusehen, welches keine reichsweite und einheitliche Religion entwickelte. Der religiöse Wandel im 4. Jh. wird von den Kaisern festgelegt und durch die Interaktionsmedien Verwaltung, Recht und die Reaktivierung politischer Mittel auf städtischer Ebene umgesetzt. Seit dem 3. Jh. n. Chr. wird die Frage nach der 'richtigen' öffentlichen Religion als regelungsrelevant von den Kaisern eingestuft; in nach-konstantinischer Zeit erzeugen dann innerstädtische Unruhen zwischen konkurrierenden christlichen Gruppen sowie zwischen christlichen und 'heidnischen' Bevölkerungsteilen in den Städten weiteren religionspolitischen Handlungsbedarf. Dieser Prozeß führt schließlich zu einer für alle Städte und römischen Bürger verbindlichen und ausschließlichen Definition von öffentlichen Religionen ( sacra publica) als christlich.