Sie stehen vor ärmlichen Wellblechhütten in den Randzonen amerikanischer Großstädte, auf verschatteten Stiegen oder neben graubeigen Polstergarnituren, sitzen auf ungemachten Betten oder posieren ungelenk auf Autokühlern. Ihre Kleidung reicht von Jeans & Poloshirt über Nachthemd oder Unterwäsche bis zum Flitter, ihr Blick schwankt zwischen Trotz und Verunsicherung – und sie sind jung, teils noch Kinder. Hellen van Meene, 1972 im holländischen Alkmaar geboren und heute eine der meistbeachteten Photographinnen der Niederlande, findet – und erfindet – seit über zehn Jahren immer wieder neue Bilder, um der prekären Befindlichkeit von Heranwachsenden ein „Gesicht“, einen Ort zu geben. In vorsichtig inszenierten Posen und meist bei gedämpftem Licht in Farbe aufgenommen, bewegen sich ihre jungen Modelle zwar in ihrer jeweils vertrauten Umgebung, aber doch auch auf dem unsicheren Terrain der Pubertät, diesem physischen wie psychischen Schwebezustand zwischen Melancholie und Aufbruchstimmung, Selbstaufgabe und Neuerfindung. „New Photographs“, Hellen van Meenes drittes Buch in unserem Hause, enthält neben Portraitstudien, die in jüngster Zeit auf Reisen durch Europa und die USA entstanden sind, erstmals auch Interieurs, Stillleben und Panorama-Aufnahmen.
Hellen van Meene Knihy




Portraits
Photographien
Sind sie noch Kinder oder schon junge Frauen? Die Mädchen, die die holländische Photographin Hellen van Meene portraitiert, wissen es selbst nicht genau. Sie sind sogenannte Heranwachsende, stecken mitten in der Pubertät, was soviel heißt wie zwischen allen Stühlen sitzen, mit sich und der Welt gerade gar nicht klarkommen. In sensiblen photographischen Inszenierungen, deren kontrollierte Ästhetik nur auf den ersten Blick das eigentliche Thema zu überspielen scheint, reflektiert Hellen van Meene diesen schwierigen Zustand zwischen Verunsicherung und Aufbruch, Selbstverlust und Neuerfindung. Hellen van Meene studierte an der renommierten Rietveld Akademie in Amsterdam und begann 1994 ihre Arbeiten auszustellen. Einzelausstellungen folgten ab 1999 in Amsterdam, London, Mailand, Los Angeles, Tokyo und auf der Biennale Venedig. Mit dem Projekt »Mädchen (und manchmal auch Jungen) in der Pubertät« beschäftigt sie sich inzwischen seit sieben Jahren.
Hellen van Meene
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Die Jahre werden wie Hasen laufen
The Years Shall Run Like Rabbits
Mit einem Zitat aus W. H. Audens Gedicht „As I Walked Out One Evening“ als Metapher für das Verstreichen der Zeit, erscheint die jüngste Monographie von Hellen van Meene anlässlich einer großen Retrospektive ihres Werks im Fotomuseum Den Haag. Seit zwei Jahrzehnten zählt die niederländische Photographin zu den bekanntesten Künstlerinnen ihres Landes. Ihr zentrales Thema sind Portraits junger Mädchen im Übergang vom Kind zur Frau, das sie seit den 1990er Jahren obsessiv verfolgt und variiert. Mit technischer Perfektion und emotionaler Einfühlung beschreibt sie den fragilen Zustand der Pubertät in Bildern, die berühren und oft verstören, während sie in ihrer unverkennbaren Ästhetik überraschen. Ihre Modelle sind keine professionellen Models, sondern Kinder und junge Frauen, die sie in ihrer Umgebung oder auf Reisen entdeckt. Van Meene inszeniert sie in teils befremdlicher Aufmachung und Kostümierung, sowohl im Freien als auch in geschlossenen Räumen, oft allein oder mit einer Doppelgängerin oder einem Hund. Aktuell erweitert sie ihr Repertoire mit irritierenden Hunde-Portraits und Stillleben. Martin Barnes, Kurator für Photographie am Victoria and Albert Museum, London, verfasste den einführenden Essay.