Knihobot

Valentina Di Rosa

    "Begraben sind die Bibeljahre längst"
    Im Hier und Jetzt
    • Im Hier und Jetzt

      Konstellationen der Gegenwart in der deutschsprachigen Literatur seit 2000

      Die jüngste deutschsprachige Literatur erfreut sich wachsenden Interesses im wissenschaftlich-kulturellen Diskurs. Ausgehend vom Spektrum an Deutungsansätzen, wie Forschung und Feuilleton sie bieten, zielt der Band darauf, das Prisma der Gegenwart in der Vielfalt ästhetischer Positionen zu durchleuchten. Leitkriterium der Beiträge ist einerseits die theoretische Auseinandersetzung mit den veränderten Entstehungsbedingungen von Literatur, zu denen die digitale Wende sowie die Krisenkonjunktur im Zeichen der Globalisierung gehören; andererseits der Blick auf die schöpferische Autonomie der Welt- und Wirklichkeitsentwürfe, deren bewusste Verortung im Hier und Jetzt zu exemplarischen Re-Lektüren von Topoi wie Natur, Geschichte, Technik, Sprache bzw. Sprachkrise einlädt. Die Bestandsaufnahme wird von Stimmen namhafter Protagonisten der Gegenwartsliteratur flankiert – und gestaltet sich dadurch als befruchtender Dialog zwischen Dichtung und Wissenschaft.

      Im Hier und Jetzt
    • "Begraben sind die Bibeljahre längst"

      Diaspora und Identitätssuche im poetischen Entwurf Else Lasker-Schülers

      Else Lasker-Schüler ist eine zeitlose Dichterin, die sich zwischen Himmel und Erde bewegt und eine Verbindung zwischen biblischem Ägypten und ihrem deutschen Heimatland herstellt. Ihre Poesie strebt danach, die Misere einer prosaischen Welt durch die höhere Ordnung einer phantasierten Gegenwelt zu transzendieren. Die Suche nach Identität wird als experimentelle Poetik der Existenz verstanden, wobei ihre kultivierte Egozentrik in die Struktur ihrer Werke integriert wird. Diese Texte sind nicht nur Diskurse über das eigene Ich, sondern Metadiskurse über den schöpferischen Prozess. Sie verbinden fiktive Begebenheiten mit ekstatischen Bekenntnissen und erkunden die Kombination von Utopie, Reflexion und Spiel. Der Kontext bildet die antibürgerliche Berliner Boheme, insbesondere die antinaturalistische Programmatik der Neuen Gemeinschaft, die um charismatische Figuren wie Peter Hille und Martin Buber versammelt ist. Hier verschmelzen das neue Pathos der expressionistischen Moderne und die geistigen Impulse der zionistischen Avantgarde. Lasker-Schülers Unbehagen an der Assimilation wird als mutiger Entwurf einer Ästhetik des Widerstands gedeutet, der den Mythos eines 'wilden' Morgenlandes gegen den Logos eines 'unerquicklichen' Abendlandes ausspielt. Unsichtbare Städte wie Bagdad, Theben und Jerusalem fungieren als Fluchtpunkte einer imaginierten orientalischen Topographie, die als exotisches 'Heimweh' neu inszeniert wird.

      "Begraben sind die Bibeljahre längst"