Harald Schleuter Knihy




Schon wieder Rückschau', wird manch einer denken. 'Wir wissen doch wie es war!' Aber wissen 'wir' es wirklich? Hat uns die zeitliche Entfernung zum Geschehen nicht schon vieles – auch zu unserem Schutz, zu unserer inneren Befriedung – vergessen lassen? Harald Schleuter will mit seinen 'Streiflichtern' gegen dieses Vergessen anschreiben, will Atmosphäre und Farbe der Vergangenheit konservieren, um damit einen Beitrag gegen falsche, weil für die Zunkunft sich negativ auswirkende Beurteilung dieser Zeit zu leisten. Und dies gelingt ihm, weil er überwiegend mit leiser Ironie aus der Situation heraus erzählt und dadurch den Leser unmittelbar am Geschehen teilnehmen, aber zeitgleich auch die Rolle des schmunzelnden, amüsierten Beobachters einnehmen lässt. Dabei bevorzugt Schleuter ganz offensichtlich, selbst in sehr ernsten Situationen – wie zum Beispiel bei der Kommentierung seiner eigenen Stasiakte – aber auch in kontrovers geführten Dialogen seiner Akteure, eher die 'leichte Klinge' als den Schnitt mit dem Skalpell oder gar das 'Draufschlagen'. Und so hebt sich seine Rückblende wohltuend ab von anderen, mit lediglich schwarz-weißer oder rosarot gefärbter Prägung, wird die Lektüre dieses Buches zu einem in gleicher Weise nachdenklich wie freundlich stimmenden Lesevergnügen.
Da sollen und wollen zwei gelernte DDR-Dienstreisende Kali in Brasilien verkaufen und dringend benötigte Valuten für die DDR erwirtschaften. Aber natürlich leiden sie selbst auch unter dem Mangel an harter Währung, möchten sie das eine oder andere Geschenk ihren Frauen und Kindern mitbringen. Werden sie den Angeboten der Einkaufsfirmen widerstehen und vor allem – den Verlockungen durch die schönen Mulatas? „Take the nipples“, werden sie am hellichten Tag auf den Straßen Rios, Sao Paulos oder Salvadors aufgefordert. „Einmal in deine Wanne – und ich mache es umsonst“, lautet die Versuchung. Aber ficht das einen DDR-Bürger, der doch auch die nächste Reise antreten möchte, an? Die Atmosphäre der Verkaufsverhandlungen, aber auch das Flair brasilianischer Städte mit einem geschärften Blick für die sozialen Probleme der Menschen werden in diesem Buch vom Autor spannend und mit unverwechselbarer Sprache geschildert.