Die Trennung von Staat und Kirche in der Weimarer Reichsverfassung 1919 eröffnete den deutschen evangelischen Landeskirchen erstmalig die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich in der Gesellschaft und gegenüber der staatlichen Politik zu positionieren. Erste Umgestaltungen der Kirchen in Hessen und Nassau nach demokratischen Prinzipien kamen im Nationalsozialismus vorerst wieder zum Abbruch. Seit 1947 spielten viele der politischen und gesellschaftlichen Debatten in der EKHN eine große Rolle, z. B. die Diskussionen um die Wieder- und Atombewaffnung unter Kirchenpräsident Martin Niemöller, der Protest gegen den Bau der Startbahn West, der sowohl Helmut Hild als auch Helmut Spengler beschäftigte, oder die Frage nach dem Umgang mit dem Islam, der sich Peter Steinacker intensiv widmete. Anhand prägnanter Positionen kirchenleitender Persönlichkeiten zeigt der Band in sechs Beiträgen, wie die „Politisierung“ der EKHN erfolgte und wie sie auf das Selbstverständnis innerhalb der EKHN zurückwirkte, eine der „politischen Landeskirchen“ in Deutschland zu sein.
Gisa Bauer Knihy



Konfessionskunde leicht gemacht Alle christlichen Kirchen reklamieren für sich, „apostolisch“ zu sein und drücken damit den Anspruch aus, den Anfängen des christlichen Glaubens auch heute treu zu sein. Dadurch sind sie in ihrer Selbstwahrnehmung eine oder sogar „die“ „wahre“ Kirche. Was allerdings unter „Apostolizität“ verstanden wird ist in den einzelnen Kirchen unterschiedlich. Im Laufe der Geschichte haben sich drei Grundformen davon entwickelt. Sie bilden die Leitlinie des „Grundwissens Konfessionskunde“. Da „Apostolizität“ ein zentraler Aspekt kirchlicher Identität ist, ergeben sich daraus organisch weitere konfessionelle Spezifika. Diese sind für die Gestaltung ökumenischer Zusammenarbeit in der Gegenwart von wesentlicher Bedeutung. Mit der Leitlinie „Apostolizität“ gelingt es, keine nur aneinanderreihende Beschreibung verschiedener Kirchen zu bieten, sondern eine in der konfessionskundlichen Darstellung singuläre Kohärenz zu erzielen. So wird ein tieferes Verständnis für die einzelnen christlichen Kirchen in ihrer historischen Genese und heutigen theologischen Existenz ermöglicht.
Kulturprotestantismus und frühe bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland
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Die Dissertation schließt die Forschungslücke, die in Bezug auf die Biographie und die Einordnung des Wirkens Agnes von Zahn-Harnacks in die zeitgenössische Theologie- und Profangeschichte besteht. Das Engagement der Tochter des Kirchenhistorikers und Kulturprotestanten Adolf von Harnack wird unter Wahrnehmung des Doppelaspektes ausgewertet: einerseits Zahn-Harnacks Wirken im Bereich der Theologie – paradigmatisch dafür steht die Biographie ihres Vaters von 1936 – und andererseits ihr Einsatz für Ziele der frühen bürgerlichen Frauenbewegung, z. B. als Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine von 1931 bis 1933.