„Aus einer gewissen Distanz, sei sie nun räumlich oder zeitlich, hat man bekanntermaßen den weitaus bessern Überblick: Sieht man doch – alles in allem – umfassender, gelegentlich durchaus schärfer, klarer, bisweilen allerdings auch verklärter…“ Worte, die Hansjürgen Freick, langjähriger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung und Ärztlicher Direktor, an den Anfang seiner Festrede anlässlich der 100-Jahrfeier des Krankenhauses Bethanien stellte. Ergänzend fügte er an: „Insofern mag es kein Nachteil sein, wenn einer zurückblickt und vorauszuschauen wagt, der in den letzten Jahren zwar nicht mehr unmittelbar am hiesigen Geschehen teilnahm, aber es dennoch mit aufrichtigem Interesse verfolgte.“ Aus dieser „gewissen Distanz“ und „das Geschehen“ am Kran ken haus „mit aufrichtigem Interesse“ verfolgend, blickt er nun zurück, und das nicht allein auf die Jahre seines Wirkens im „Bethanien“, sondern auf dessen gesamte Geschichte. Und diese Geschichte des Krankenhauses sowie derer, die sie über viele Jahre mitgestaltet haben, findet in chronologischer Abfolge der Ereignisse, wichtiger Daten und Meilensteine die notwendige Würdigung. In „mancherlei Geschichten“ schildert er Alltägliches, aber auch Außergewöhnliches. Zahlreiche Berichte aus der Tagespresse, zu besonderen Anlässen erschienen, ergänzen dokumentarisch den Ablauf des jeweiligen Geschehens. Erfahrungen, in fast 40 Jahren ärztlicher Tätigkeit gesammelt, legitimieren seine kritischen Worte zum Wandel in der Medizin, in unserer Gesellschaft überhaupt. Dabei übersieht er aber keineswegs die gestalterische Kraft der heranwachsenden Generation, der Jugend, und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft, auch in die Zukunft „Bethaniens“, schließlich „weitet sich immer wieder der Horizont in all seiner Schönheit!“
Hansjürgen Freick Knihy



Eine vielversprechende Arztkarriere steht vor dem Aus, als selbstverfasste Texte eines studentischen Kabarettprogramms die Aufmerksamkeit der DDR-Behörden auf sich ziehen. Hansjürgen Freick droht kurz vor dem Medizinischen Staatsexamen die Exmatrikulation. Am 30. Januar 1958 flieht er aus Leipzig nach Westberlin, ein riskantes Unterfangen, da die DDR für versuchte Republikflucht harte Strafen verhängt. In Frankfurt am Main schließt er sein Medizinstudium ab und wird mit knapp 35 Jahren der jüngste Chefarzt in NRW. Nach seinem Berufsleben blickt er zurück und erzählt ernsthaft und unterhaltsam von seiner Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit. Trotz eines 'negativen Schlüsselerlebnisses' träumt er von einem Leben als Landarzt, das ihm letztlich eine bewegte Karriere als Chirurg beschert. Sein medizinisches Können wird von einem wichtigen Prinzip geleitet: 'Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu!' Dieses Sprichwort aus seiner Kindheit wird zur Richtschnur seines ärztlichen Handelns: 'Behandle jeden Patienten so, wie du selbst einmal als Patient behandelt werden möchtest!'