Die vorliegende Aufsatzsammlung beschäftigt sich mit der Kritik an dem poietischen Subjekt und dem poietischen Paradigma.
Takemitsu Morikawa Knihy






Handeln, Welt und Wissenschaft
Zur Logik, Erkenntniskritik und Wissenschaftstheorie für Kulturwissenschaften bei Friedrich Gottl und Max Weber
Friedrich Gottl-Ottlilienfeld, ein angesehener Wirtschaftstheoretiker und Kritiker der Werttheorie, hatte zu seiner Zeit erheblichen Einfluss. Heute bleibt von seinem Werk nur ein bescheidener Platz in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre. Ein Grund für die geringe Fortwirkung könnte die Anpassung an die nationalsozialistische Ideologie sein, die er und einige seiner Schüler in späteren Jahren vollzogen. Seine methodologischen Überlegungen wurden oft als idiosynkratisch, gedanklich unklar und schwer verständlich kritisiert. Dennoch erkannten einige Gelehrte die Originalität und Bedeutung seiner Arbeiten, insbesondere seines frühen Hauptwerks, das als bedeutende Analyse des nationalökonomischen Denkens gilt. Martin Heidegger hob die Bedeutung von Gottls Werk in „Sein und Zeit“ hervor, was möglicherweise auf seine eigene Neigung zu wissenschaftlich und sprachlich Abwegigem zurückzuführen ist. Diese Erklärung ist jedoch unzureichend, wie die Einschätzung von Max Weber zeigt, der Gottls „Die Herrschaft des Wortes“ in seiner Wissenschaftslehre als hochgradig originelle und inspirierende Analyse bezeichnete. Trotz dieser Anerkennung wurden Gottls Überlegungen von beiden Gelehrten nicht eingehend interpretiert oder geprüft.
Das Thema »Verzeihen« wird in den Human- und Sozialwissenschaften viel diskutiert. Es kann als eine universale, anthropologische Konstante des menschlichen Zusammenlebens aufgefasst werden, die ihre Allgemeingültigkeit an die Fehlbarkeit von Menschen knüpft. Doch trotz seiner großen Reichweite ist das Verzeihen in der Soziologie eher wenig beachtet worden. Anhand zahlreicher historischer Beispiele von Gesellschaften, die von einer schweren Humankatastrophe getroffen wurden, stellen die Beiträger_innen die Unverzichtbarkeit dieser Kategorie für die Sozialtheorie heraus und betonen das bislang kaum systematisch ausgedeutete gesellschaftsfundierende Potenzial des Verzeihens.
Liebessemantik und Sozialstruktur
Transformationen in Japan von 1600 bis 1920
Nach dem Muster von Niklas Luhmanns Analysen in »Liebe als Passion« analysiert Takemitsu Morikawa den Wandel der Liebessemantik in Japan im Übergang von stratifikatorischer zu funktionaler Gesellschaftsdifferenzierung: von der Frühen Neuzeit bis ca. 1920. In Auseinandersetzung mit Texten der literarischen Tradition Japans (beispielsweise Romanen, Novellen, Erzählungen und Dramen) fragt er, inwieweit sich Luhmanns theoretische Konstruktion des wechselseitigen Verhältnisses von Evolution der Semantik einerseits und Differenzierung der Gesellschaft andererseits im japanischen Kontext bewährt.
Wie ist der globale Konsum von Liebe möglich? Was geschieht, wenn lokale und globale Semantiken zusammenstoßen? Fördert diese Begegnung die Evolution der Liebessemantik - oder wird sie dadurch behindert? Dieser Band beleuchtet das Spannungsverhältnis von Globalität und Lokalität anhand von unterschiedlichen Rezeptionen der modernen, westlich geprägten Liebessemantik in verschiedenen Kulturkreisen und sozialen Schichten. Systematisch präsentieren und diskutieren die Beiträge verschiedene Rezeptionsprozesse sowie Modifikationen durch die Konfrontation mit lokalen, traditionellen Semantiken und ermöglichen so einen außergewöhnlichen Einblick in die Welt der Liebe.
Japanizität aus dem Geist der europäischen Romantik
Der interkulturelle Vermittler Mori Ogai und die Reorganisierung des japanischen ›Selbstbildes‹ in der Weltgesellschaft um 1900
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Seit der Öffnung des Landes in der Mitte des 19. Jahrhunderts bewegte sich Japan rasant auf dem Weg zur industrialisierten Weltmacht. Das dort seit den 1890er Jahren durch Mori Ogai aus Europa ›eingeführte‹ romantische Syndrom jedoch verzauberte insbesondere die jungen Intellektuellen und trieb sie zur Suche nach der japanischen kulturellen Identität an. Ziel war es, nach innen die gesamte Bevölkerung zu integrieren und nach außen das Land vom »Westen« unterscheidbar zu machen - und zwar paradoxerweise im Geist der europäischen Romantik. Takemitsu Morikawa geht diesen bemerkenswerten Entwicklungen auf den Grund und zeichnet die Entstehung und die Kanonisierung des vermeintlichen Selbstbildes des modernen Japan nach.
Japanische Intellektuelle im Spannungsfeld von Okzidentalismus und Orientalismus
- 187 stránek
- 7 hodin čtení
Der Beruf von Intellektuellen besteht nach Leszek Kolakowski darin, kulturelle Werte zu schaffen und zu vermitteln. Der Schöpfung und Verbreitung neuer kultureller Werte, oder aber der Verteidigung der „guten alten“, bedarf es vor allem in Zeiten eines tiefgreifenden, krisenhaften gesellschaftlichen Umbruchs wie einer Modernisierung. Intellektuelle entfalten dabei oft durchschlagende Wirksamkeit. Wenn es nicht nur um den Ideenkampf zwischen einer alten und einer neuen, sondern auch zwischen einer eigenen und einer fremden Wert- und Lebensordnung geht, gewinnt ihre Rolle zusätzlich an Wichtigkeit und zugleich an Schwierigkeit. Denn nur ihnen ist über einen längeren, Zeitraum hinweg das Fremde überhaupt zugänglich. Der äußerst dynamische, aber auch konfliktreiche und selbstzerstörerische Prozess der Modernisierung Japans liefert ein höchst instruktives Beispiel für Bedeutung und Einfluss von Intellektuellen, aber auch für ihre politische Labilität und ihre Neigung zur politisch-kulturellen Selbstbornierung. Davon handeln die Beiträge dieses Bandes.