Adam Seide Knihy






Ein deutsches Requiem nennt Adam Seide seinen Roman, in dem eine 17jährige - kurz vor der Hinrichtung - ihre Lebensgeschichte erzählt. Auch der Richter kommt zu Wort, der 1944, in den letzten Kriegsmonaten, dieses Mädchen wegen Plünderung zum Tode verurteilt. Sie hatte nach einem Bombenangriff aus einem zerstörten Wohnhaus etwas mitgehen lassen. Ein Fall, der zeigt, wie sich die deutsche Rechtssprechung von den Nationalsozialisten hat vereinnahmen lassen. Es gibt zehntausend weitere; ein in seiner Alltäglichkeit unfaßbares Unrecht. Adam Seide nimmt es zum Anlaß zu berichten von denen, die nicht in den Geschichtsbüchern auftauchen, die nie in Frage gekommen sind als Täter oder Mitläufer, Opfer oder Held. Deren eigenes kleines Leben zu bedrückt ist, um für andere in die Bresche zu springen, die nicht stark sind, auch nicht mutig oder zu jung, aber genug gesehen und erfahren haben, um zu wissen, daß das, was um sie herum geschieht, nicht rechtens ist. Innere Emigration wäre für viele ein zu großes Wort; ohnmächtig haben sie das „Dritte Reich“ ertragen. Wie weit reicht das nationalsozialistische System ins Privatleben derer, die damit nichts zu tun haben wollen. Wie groß ist die Chance jedes einzelnen, da lebend durchzukommen. Es ist das besondere Verdienst des Erzählers Adam Seide, hierfür unaufdringlich-beschreibende, nie anklagende, lakonische Worte gefunden zu haben, und eine Prosa, deren an das Gedicht angelehnter Rhytmus den Leser unweigerlich in den Bann zieht. Trotzdem Seide das Spektakuläre meidet, liest man dieses Totenlied der 17jährigen Johanna atemlos bis zur letzten Seite. Es ist ein deutsches Requiem.
Das ABC der Lähmungen
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In der hannoverschen Altstadtkneipe „Bei Erich“ verkehrten Ende der 1970er Jahre die verrücktesten Menschen der Stadt. Linke, Dichter, Geschäftsleute, Junkies, Wohnungslose. Hinter der Theke stand mit glänzenden Augen, weil selbst einer seiner besten Gäste, der legendäre Kneipier Erich Rienas. Häufiger Gast war in jenen Tagen der Schriftsteller Adam Seide. Er kam, redete, trank und sog die Atmosphäre dieses besonderen Ortes auf. Mit dem ABC der Lähmungen setzte er den Menschen und dieser einzigartigen Kneipen-Mischpoke ein Denkmal.
Collagen von Martina Kügler aus dem Jahre 2009, mit einer Einleitung von Adam Seide (1929 - 2004). Herausgegeben von Hans-J. Döpp Hardcover, 48 Seiten. edition de l`oeil, Frankfurt am Main Adam Seide: „Ich finde, in den Collagen von Martina Kügler findet man das „Spiel‘, das Suchen nach Balancen und Auflösungen, nach Zentren und Auseinanderstrebendem, von Gewichten und Leichtigkeiten, immer wieder, man ist mit einbezogen in dieses Spiel des Suchens und Findens, und das eben macht die Collagen so bemerkenswert, leicht, heiter und „schön“. Nun gibt es aber auch Collagen bei Martina Kügler, und das wird wohl die Mehrzahl sein, in die noch hinein gezeichnet worden ist — Martina Kügler ist ja eine eminente Zeichnerin —‚ hier werden dann die collagierten Teile Teile der Zeichnung, da dominiert das „Gezeichnete“, müssen sich die „Farbflecken“ unterordnen, die collagierte Zeichnung aber gewinnt dadurch an „Weite“, es wird mehr als nur die pure Zeichnung sein kann. Wenn ich nun versuche, mich umzuschauen, zu überlegen, was es an Collagen in der gegenwärtigen Kunst gibt, dann fällt mir nicht viel ein, das ist an den Fingern abzuzählen; und eine Einschätzung von Martina Küglers Arbeit darin hieße, die Collagen sind auf eine so einfache Weise raffiniert, oder auf eine so raffinierte Weise einfach, daß man das Glück dieser Heiterkeit, der Leichtigkeit, der Schwerelosigkeit darin gut rezipieren kann. worden sind.“