Die Angewandte Ethnologie beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Transformationen und interkulturellen Begegnungen. Ein zentrales Thema ist die kulturelle Aneignung, das seit langem diskutiert wird. Das Buch untersucht, wie lokale und globale Perspektiven miteinander verknüpft sind und welche Herausforderungen und Chancen sich aus diesen Schnittstellen ergeben. Es bietet einen tiefen Einblick in die vielfältigen Aspekte und Fragestellungen, die in der modernen ethnologischen Forschung von Bedeutung sind.
Seit dem 12. Jahrhundert existiert in der Stadt Puri in Orissa (Indien) ein Tempel, der dem Gott Jagannatha geweiht ist. In vorkolonialer Zeit galt Jagannatha als der eigentliche Herrscher des Landes, während sich die Könige der verschiedenen Dynastien als seine Stellvertreter auf Erden verstanden. Mit Beginn der Kolonialherrschaft nahm die Pilgerschaft zum „Herrn der Welt“ bisher unbekannte Dimensionen an und in heutiger Zeit ist die Stadt Puri eines der größten Pilgerzentren Indiens. Im Hauptschrein des Tempels befinden sich neben Jagannatha, von der Mehrheit der Gläubigen als Gott Krisna verehrt, auch seine Waffe Sudarsana und seine Geschwister Balabhadra und Subhadra. Alle vier sollen den lokalen Legenden zufolge aus einem Baumstamm gefertigt worden sein, der an der nahegelegenen Meeresküste angeschwemmt wurde. Auch die heutigen Götterikonen bestehen in ihrem Kern aus Holzstämmen, die mit vielerlei Pasten, Harzen und Stoffen umgeben sind. Während diese äußeren Schichten jedes Jahr in der Regenzeit erneuert werden, wird der hölzerne Kern nur in Abständen von acht bis neunzehn Jahren ersetzt. Diese Lebenskrise des Gottes, nabakalebara genannt, fand zuletzt 1996 statt. Der Autor bietet in diesem Buch erstmals eine ausführliche Beschreibung des Festes. Seine Beschreibungen basieren auf eigenen Beobachtungen und zahlreichen Interviews mit den beteiligten Priestern im Laufe von 16 Monaten. Die Analyse betont die Rolle der Stammesbevölkerung bei der Erneuerung der Götter. Die Stämme leben in großer Zahl in den Bergen von Orissa und verfügen über eine von den Hindus verschiedene Gesellschaftsform und Religion. In Puri werden sie durch Tempeldiener repräsentiert, die im Rahmen des Festes die alten Götterikonen zerstören und neue schaffen. Der Ansatz des Autoren ist durch den Strukturalismus des französischen Anthropologen Louis Dumont geprägt, dessen theoretisches Modell von „Hierarchie“ er zur Deutung des ethnographischen Materials nutzt. Es gelingt ihm in eindrucksvoller Weise, dem Leser die Sinngebungen der Beteiligten Rituale zu vermitteln und ein Verständnis für ihre spezifischen Werte und Ideen zu schaffen.
This book introduces the concept of socio-cosmic fields for the study of dynamics arising from the confrontation of local and global values. The contributions to this volume include case studies from Georgia, India, Iran, Kyrgyzstan, and Tajikistan. Each paper is based on intensive ethnographic fieldwork and focuses on particular forms of exchange and provisioning: preparation of sacred food (mahaprasad) in Puri (India), local forms of healing child diseases (kirene) in Kyrgyzstan, religious endowments (vaqf) in Mashhad (Iran), building new religious schools (madrassa) in northern Kyrgyzstan, the distribution of God’s blessing (baraka) in Tajikistan, trading and debt relations (karis) in Tajikistan, renewal of deities (nabakalebara) in Odisha (India), feasting after making a pilgrimage (Hajj) in southern Kyrgyzstan and forms of consumption and morality (zneoba) in orthodox Georgian families. Every contributor to this volume raises the question how these forms of exchange and provisioning establish valued relations between the social and the cosmic fields.
Society, Marriage and Sacrifice in the Highlands of Odisha
709 stránek
25 hodin čtení
The series Religion and Society (RS) contributes to the exploration of religions as social systems- both in Western and non-Western societies; in particular, it examines religions in their differentiation from, and intersection with, other cultural systems, such as art, economy, law and politics. Due attention is given to paradigmatic case or comparative studies that exhibit a clear theoretical orientation with the empirical and historical data of religion and such aspects of religion as ritual, the religious imagination, constructions of tradition, iconography, or media. In addition, the form.