Jacqueline Pascal war die jüngere Schwester Blaise Pascals, des bedeutendsten religiösen Denkers und Wissenschaftlers der französischen Frühaufklärung. Dem Autor gelingt ein faszinierendes Porträt dieser eigenständigen und interessanten Frau. Er beschreibt zuerst die familiäre Konstellation, danach den Lebensweg der jungen, hochbegabten Jacqueline, die in der höfischen, literarisch interessierten Gesellschaft mit ihren Gedichten brilliert, dann aber jäh mit der mondänen Welt bricht und sich ins jansenistische Kloster zurückzieht. Dabei erfährt man viel über die religiöse und politische Welt der damaligen Zeit, über die Auseinandersetzungen um den Jansenismus, die auch das Leben und Werk ihres philosophischen Bruders Werk prägen. Es gelingt dem Autor, die kantigen Seiten Jacqueline Pascals ebenso wie politische und theologische Klarsicht herauszuarbeiten, mit der sie die Machtspiele des Hofes und der Kirchenpolitiker durchschaut, die zur Schliessung Port Royals und zur Zerstörung dieser religiösen Bewegung geführt haben.
Robert Leuenberger Knihy



Die Vernunft des Herzens
- 147 stránek
- 6 hodin čtení
Blaise Pascal (1623–1662) gilt zurecht als einer der fruchtbarsten und originellsten Denker nicht nur seiner Zeit, sondern der europäischen Kulturgeschichte überhaupt. Da er weder Theologie studiert hat noch dem geistlichen Stand angehörte, ist er keiner theologischen Schule bzw. Richtung einzuordnen, wie er auch, obwohl gläubiger Katholik, die Grenze zwischen katholischem und evangelischem Glauben durchbricht. Nach einer einleitenden biographischen Skizze bietet das Buch acht Einzelstudien, die zusammen ein geschlossenes Bild zeichnen von Pascals Ringen um die Grundlagen des Glaubens. Schlüsseltexte, wie das 'Mémorial', das 'Mysterium Jesu' und die berühmte Wette 'Unendlich – Nichts', hat der Verfasser neu übersetzt und eingehend ausgelegt. Pascals politischen Überzeugungen, seinem Verhältnis zur Philosophie René Descartes’ und seiner Wertung des Schönen sind eigene Kapitel gewidmet. Die abschließende Erörterung der umstrittenen Frage, ob Pascal im Glauben der katholischen Kirche gestorben sei, zeigt noch einmal seine Ausnahmestellung im Kontext der herrschenden religiösen und politischen Strömungen. Diese auf jahrzehntelangen Forschungen beruhenden Studien setzen neue Akzente für die Deutung des Denkens Pascals. Gleichwohl sind sie auch als Einführung und erster Zugang vorzüglich geeignet.