Zwei Brüder stehen im Mittelpunkt dieses Romans: Vor vierzig Jahren sind sie aus Nordkorea geflohen, zunächst nach Südkorea, dann in die USA. Nun hat Joseop eine Einreiseerlaubnis für Nordkorea bekommen. Drei Tage vor der Abreise in die Heimat stirbt ganz plötzlich der ältere Bruder Johan.§Dieser hatte als Anhänger einer reaktionären Gruppe junger Christen den amerikanischen Besatzern in Nordkorea als Handlanger gedient und brutale Morde vor allem an den Kommunisten, sogar in der eigenen Familie, begangen. Joseop weiß um die Gräueltaten, gesprochen aber wurde kaum darüber. Erst jetzt, da er die noch lebenden Familienange-hörigen in seinem Dorf wieder trifft, wird das Tabu gebrochen. Die Geister der Toten erscheinen ihm und die grausamen Morde ereignen sich wie zum zweiten Mal.
Seog yeong Hwang Knihy




»Der Autor beweist auf geradezu brillante Weise immer wieder, weshalb er in Korea zu den wichtigsten Autoren des Landes gezählt wird.« Le Monde Platz 6 auf der SWR Bestenliste im Oktober 2005! Ein politischer Häftling wird 1999 nach 17 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und von den lange verdrängten Erinnerungen eingeholt: an seine große Liebe, die Zeit der regimekritischen Aufstände und das Leben im Untergrund. »Zuerst vergessen sie die Worte, dann die Gefühle, zuletzt verblassen die Erinnerungen.« Nach 17 Jahren politischer Gefangenschaft wird Hyunuh Oh 1999 in die Freiheit entlassen und muss sich nun in einem neuen, modernen und für ihn fremden Südkorea zurechtfinden. Er lebt zunächst eine Weile bei seiner Schwester, die über all die Jahre die Briefe seiner ehemaligen Geliebten, der Malerin Yunhi Han, für ihn aufbewahrt hat. Über die Erinnerung an sie mit den so lange zurückliegenden Ereignissen der 80er Jahre konfrontiert, begibt er sich schließlich auf eine Reise in die eigene Vergangenheit. Er fährt nach Seoul und besucht ehemalige Kameraden aus der Zeit der Aufstände, sofern sie noch leben; und in das Dorf Galmö, in dem er, längst untergetaucht, mit Yunhi eine Weile glücklich war – in einem kleinen Gartenhaus, Yunhis Atelier und nun Sinnbild für die Sehnsucht nach Freiheit und einem besseren Morgen. Yunhi ist drei Jahre zuvor gestorben, und als Hyunuh ihr an ihn gerichtetes Tagebuch findet, taucht er, im Wechsel mit seinen immer wiederkehrenden Erinnerungen an die lange Gefangenschaft, ein in ihr Leben nach seiner Verhaftung. Und er erfährt, dass er eine Tochter hat – und damit eine Hoffnung auf Zukunft.
Die ergreifende Chronik eines nordkoreanischen Arztes, der am Krieg und an den Folgen der Teilung von Land und Volk zerbricht. In einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in Seoul stirbt im Jahr 1968 ein alter Mann, einsam und verarmt. Die Nachbarn, die ihn kaum kannten, weil er, der Nordkoreaner, ihnen suspekt war, streiten sich um das frei gewordene Zimmer. Wer aber war dieser Herr Han? Han Yongdok ist Professor für Gynäkologie am Universitätskrankenhaus in Pjöngjang, als 1950 der Koreakrieg ausbricht. Er entgeht der Mobilisierung, was ihn allerdings beunruhigt, ahnt er doch bereits, dass dies bedeutet, offenbar nicht auf Parteilinie zu sein. Er wird stattdessen der für die politischen Kader reservierten Sonderstation des Krankenhauses zugeteilt, hält sich aber nicht an die damit verbundenen Vorschriften und behandelt trotz Verbot auch Patienten aus dem Volk. Als er dabei erwischt wird, wie er ein schwer verletztes Mädchen operiert, wird er zum Tode verurteilt. Wie durch ein Wunder überlebt Han die Erschießung und flieht über den Fluss Daedong nach Südkorea und in die vermeintliche Freiheit. Frau und Kinder hofft er nachholen zu können, doch schnell stellt sich heraus, dass die poltischen Verhältnisse das nicht mehr zulassen. In Seoul findet er zwar seine Schwester wieder, die aber hat selbst kaum etwas zum Leben. Vergeblich auf Arbeitssuche, lässt er sich schließlich von zwei selbsternannten Kollegen überreden, auf illegalem Wege eine gynäkologische Praxis zu eröffnen. Doch als der ehrliche Han ihnen lästig wird, denunzieren sie ihn als nordkoreanischen Spitzel. Er landet in den Folterkellern des Geheimdienstes, und einzig seine Schwester und ein alter Freund aus Pjöngjang setzen sich für seine Unschuld ein. Nach Jahren wird er endlich freigelassen, sein Leben aber ist für immer runiniert.
Denkt man an ein märchenhaftes Schicksal, so kommt man nicht sofort auf Kurtisanen und Frauenhandel, doch es ist tatsächlich ein alter koreanischer Mythos, der diesem Meisterwerk zugrunde liegt. Darin entführt Hwang Sok-Yong den Leser in das Asien des 19. Jahrhunderts, in eine Welt des Opiumhandels und der Prostitution: Von der Stiefmutter verkauft, findet sich die 15 Jahre alte Shim Chong plötzlich als Zweitfrau eines alten Chinesen wieder. Lenhwa, Lotosblüte, heißt sie jetzt, und alles ist so furchtbar anders, als sie es gewohnt ist. Viel zu essen hatte sie nie, und Betteln war ihr täglich Brot, denn sie diente ihrem blinden Vater als Augenpaar, doch der Alltag in dem fremden Haushalt kommt ihr erst recht vor wie ein böser Traum. Als ihr Ehemann stirbt, wird ihr schmerzlich bewusst, dass dies für sie nur die erste Station einer Odyssee ist, die sie, als Handelsware missbraucht, von den Ufern des Gelben Flusses über Shanghai, Taiwan und Singapur bis in das Land der Geishas führen soll. Nach unzähligen sinnlichen wie schmerzvollen Erfahrungen entdeckt Shim Chong eines Tages die Macht ihres Körpers und nimmt ihr Leben in die eigenen Hände. Selten ist es einem asiatischen Autor gelungen, das historische Ostasien in all seinen bunten Facetten einzufangen. Hier taucht man ein in diese fremde Welt und nimmt Anteil am Schicksal Lenhwas: ein Roman mit enormer Tiefe, ungemein fesselnd und mit schwindelerregender Leichtigkeit erzählt.