Chrysalis
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Ein Roman
Kat Manos, Sängerin der Band Polly X, leidet unter chronischen Schmerzen. Linderung verspricht allein ein sonderbarer Tätowiermeister, dem sie sich vollständig ausliefern muss. Am Ende darf von ihrer ursprünglichen Hautfarbe nichts mehr übrig bleiben. Doch auch von ihrem bisherigen Leben scheint sie sich verabschieden zu müssen, da im Zuge ihrer Körpermodifikation die Grenzen von Raum und Zeit zunehmend durchlässig werden. Eine unwirkliche Welt kommt zum Vorschein! In ihrem soghaften Roman »abspenstig« erzählt Ines Birkhan von der Ermächtigung einer jungen Frau und erkundet dabei den Raum zwischen Realität und Imagination, Diesseits und Jenseits sowie Mensch und Tier. Spielerisch bezieht sich der Text auf eine Vielzahl literarischer Traditionen und überführt diese in eine fluide, mitreißende und gegenwärtige Form des Erzählens.
Lesespiel
Ein dystopisches Setting. Auf der Suche nach Lebensmöglichkeiten wird eine Gruppe von Jugendlichen den Launen gieriger Männer ausgeliefert. Ein Spiel beginnt. Theater im Theater, die Pervertierung klassischer Stoffe, Basilisken mit Riesengenitalien, Performance, Tanz, Rollenwechsel. Der Chor, der wie in der antiken Tradition die mediale Aufgabe des Kommentars übernommen hat, irrt planlos durch das kontaminierte Gelände. Der metafiktionale Text erweist sich durch seine gesellschaftspolitischen Elemente als sehr aktuell. Es stieben Aschefetzen durch die Luft! Der graue Himmel lähmt uns nicht Flatternde Beine, tanzende Becken Mit Schreien werfe um sich, wer mag
Viele Jahre, nachdem sie ihrer Heimat, einer geheimen unterirdischen Stadt, entkommen sind, treffen sich Schwester und Bruder in Nigeria wieder. Dank ihrer ungewöhnlichen Herkunft gelingt es ihnen, eine schwangere Freundin aus dem ölverseuchten Nigerdelta sicher nach Spanien zu geleiten. Während sie auf ihrer Reise wiederholt Menschen auf der Flucht begegnen und unter Wasser auch den Geistern derer, die auf dem Weg gescheitert sind, erreichen sie schließlich eine völlig unerwartete Region. Dort geraten die beiden in die Fänge gewaltiger Mächte und beobachten einen Kampf gigantischen Ausmaßes. Brot und Spiele!, Brot und Spiele!, johlen Oxy, Statoil und Total. Fressen und gefressen werden!, jubeln Eni und Petrochina. Es lebe das Recht des Stärkeren!, jauchzen Gazprom, Exxon und BP…
Wie schon im vergangenen Jahr publiziert fabrik. transit die Beiträge der Lesung zum Internationalen Frauentag im Amerlinghaus. Anschließend an die erste Veröffentlichung („Wir sind Frauen. Wir sind viele. …“), die u. a. in Weiberdivan und AEP rezensiert wurde, ist jetzt ein gleichnamiger Folgeband erschienen. Nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind diese Texte, sondern als sprachliche Auslotungen verweisen sie auf das Multiversum von Frauen-Leben, Denken und Schreiben 2016. Das Terrain, das damit abgesteckt wird, reicht von der notwendigen Neufassung der Bundeshymne (Helga Pregesbauer: Bundeshymne in 6 Strophen) bis zur Behauptung von Unbestimmtheiten und Unschärfen gegenüber den Festigkeiten, ohne die wir verloren wären (Patricia Brooks: Freiwillig gebe ich nicht auf). Es führt zur Entlarvung des spießrutenartigen „Trampelpfads“, den die Gesellschaft für Frauen, ausschließlich für Frauen mit Kind auslegt (Gertraud Klemm: Das Tribunal), bis hin zum Plädoyer für die grenzüberschreitenden, Ungeheuer gebärenden Mischwesen (Ines Birkhan: Der Ausritt). Im Blick einer Untoten wird die Handlungsunfähigkeit angesichts der Flüchtenden ad absurdum geführt (Eleonore Weber: Untote, Tage). Auf den Punkt gebracht wird die Zuschreibung von Geschlechterrollen im Text von Doris Nußbaumer (Waunn I såg, des isa so, daunn is des aso), mit denen ein und dieselbe Tätigkeit – von Männern und Frauen ausgeführt – bedacht wird. Das auf Körpernormen reduzierte Mädchen spiegelt sich im empathielosen kalten Blick ihrer nächsten Umgebung (Annett Krendlesberger: Das Kreuz). Der Text von Noura Khan (Hagebutten) öffnet sich in die intime Welt einer Mädchenfreundschaft. Träume und einfache Erklärungen fallen im Beitrag von Margret Kreidl aus der Logik und entlarven oder erhellen Frauenpositionen. Frauen kommen im Text von Eva Schörkhuber als Flüchtlinge über das Meer oder tradieren im biografischen, Generationen übergreifenden Text von Elfie Resch eine politisch widerständige Existenz. Erinnert wird in den autobiografischen Texten Reschs auch an den politischen Widerstand und an Begegnungen mit Vorkämpferinnen der Frauenbewegung.
Eine junge Frau lässt sich die Linien eines Totenkopfs auf ihr Gesicht tätowieren. Fortan begegnen ihr in oft zufälligen, alltäglichen Situationen Menschen mit ihren Ängsten, mit Abwehr und Angriffen, welche der plötzlich präsente Tod in ihnen hervorruft. Skullface sucht an verschiedenen Orten Europas, in besetzten Häusern in Amsterdam, als Goldschmiedin in Berlin, nach einem Leben im Einklang mit ihrer künstlerischen Arbeit und ihrer äußeren Erscheinung, die sich von den gesellschaftlichen Konventionen so stark unterscheidet. Yu hingegen verbirgt ihre Gedanken und Gefühle hinter der Maske ihres Gesichts. Als sie von der tödlichen Krankheit inneren Erkaltens erfährt, die sie in sich trägt, macht sie sich allein auf den Weg nach Indonesien, von wo ihre Großeltern einst in die Niederlande kamen. Die beiden verbindet ein Netz von Freund*innen im queeren, subkulturellen Europa und deren Arbeit mit der Berliner Performancegruppe Lumpenkabarett . Wiederkehrende Beobachtungen von Ausdrucksformen des Tanzes, der Musik, der Gestaltung von Raum und Kostüm ziehen sich wie ein verbindender Faden durch die Lebensfragmente der Protagonist*innen. Ines Birkhans Roman schildert in sprachlich präzisen und feinteiligen, häufig kurzen Szenen das Kaleidoskop gegenwärtigen Lebens in subkulturellen Milieus. Dieses ist geprägt von Erfahrungen des Zusammenlebens in Kommunen, der Hausbesetzung, von Black-Metal-Musik und künstlerischen und politischen Aktionsformen. Zusammenhänge entstehen durch Sprünge in der Zeit, durch Verwerfungen, die den Protagonist*innen widerfahren. Bilder und Szenen tauchen auf, Begegnungen ereignen sich, die sich tief in die Erinnerung der Leser*innen einprägen.