Abenteuerlust, Neugier und Aufbruch – afrikanische Dichtung auf der Höhe der Zeit: das erste Buch der großen Lyrikerin Sylvie Kandé auf Deutsch. In drei Gesängen erzählt Sylvie Kandé sowohl von der sagenhaften Atlantikexpedition des malischen Kaisers Abubakari II. als auch von der Überfahrt einer afrikanischen Piroge von heute nach Europa. Wenn die afrikanischen Migranten und Flüchtlinge heute auf gut Glück über die Meere fahren, eifern sie dann nicht der Geste Abubakari II. nach, der im 14. Jahrhundert an der Spitze einer ganzen Flotte von der westafrikanischen Küste aus in See stach? Ist dieser Kaiser von Mali, der dem Atlantik die Stirn bot und – wie uns überliefert ist – »sich weigerte zu glauben, dass jenseits des Horizontes nur das Nichts zu finden sei«, nicht eine Vorahnung der späteren Überfahrten im Zuge von Sklavenhandel und Migration? Um seine Heldentaten zu schildern und die der Migranten, die heute wie Odysseus den Erwartungshorizont des einen wie des anderen Ufers überschreiten, schrieb Sylvie Kandé dieses Epos, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart, Alltags- und Hofsprache, Männergedanken und Frauenrevolten gegenseitig erhellen und spiegeln. Ein narratives Langgedicht, das sich aus verschiedensten epischen Traditionen speist, um den Klan, die Grenzen und Schranken, »die Stacheldrähte der Sitten und der Bräuche« zu überwinden.
Sylvie Kande Knihy


Stiller Tausch
Gedichte. Zweisprachige Ausgabe. Edition Lyrik Kabinett
Große Poesie aus Senegal und Frankreich von Sylvie Kandé Sylvie Kandé ergreift in ihren Gedichten das Wort im Namen der von der Geschichte Vergessenen: sie erzählt von den senegalesischen Tirailleuren, die im Weltkrieg für französische Interessen starben, ebenso von den nach Haiti verschleppten Sklaven Westafrikas. Das Bruchstückhafte solcher Lebensläufe spiegelt sich in der fragmentarischen, vielstimmigen Form ihrer Lyrik. Es entsteht ein poetischer Kosmos, in dem die Kulturen verschmelzen und Identitäten ihre Vielfalt bewahren. Kandés Poesie, die Linien zieht von der griechischen Antike bis zur mündlichen Kultur Senegals, beschwört die poetische Kraft des Erinnerns herauf. Sie ist eine „Heldenerzählung mit alternativem Geschichtsverlauf" (F. A. Z.).