Gernot Dilger, der hier den ersten Teil seiner Erinnerungen vorlegt, entstammt einer schwäbischen Bauernfamilie, deren mütterliche Seite tief im Pietismus verwurzelt ist. In dieser speziellen Form, sich das Leben schwerer zu machen als nötig − „dia gangad zom Lacha en dr Kellr“ − mögen viele Leser ihre eigene Prägung wiedererkennen, vermutlich auch dann, wenn sie sich zeitlich oder weltanschaulich weit davon entfernt glauben. Der nicht streng chronologisch angeordnete Text lebt von der genauen Alltagsbeobachtung und von den bisweilen ins Skurrile hinüberspielenden Personenporträts. Es ist jedenfalls eine Kunst für sich, eine stinknormale Konfirmation so zu schildern, dass sie nicht mehr, aber auch nicht weniger bedeutet als die Summe all ihrer Peinlichkeiten – und dennoch durchblicken zu lassen, dass man einzig auf diese rituelle Weise die Schwelle zur Welt der Erwachsenen übertreten konnte.
Gernot Dilger Knihy


Der Titel des Buches bringt es auf den Punkt: Wer den Pietismus in die Wiege gelegt bekommen hat, muss für die weltliche Revolution nicht verloren sein. Der Ausdruck „Pietkong“, mit dem sich Herbert Wehner einst über seinen Parteigenossen Erhard Eppler lustig machte, kann unter selbstironischen Vorzeichen durchaus einen Erklärungsnotstand beseitigen: Wie viel Enge und moralische Rigidität muss man erfahren haben, um zum „Achtundsechsziger“ werden zu können? Gernot Dilger, der hier den ersten Teil seiner Erinnerungen vorlegt, entstammt einer schwäbischen Bauernfamilie, deren mütterliche Seite tief im Pietismus verwurzelt ist. In dieser speziellen Form, sich das Leben schwerer zu machen als nötig - „dia gangad zom Lacha en dr Kellr“ - mögen viele Leser ihre eigene Prägung wiedererkennen, vermutlich auch dann wenn sie sich zeitlich oder weltanschaulich weit davon entfernt glauben.