Knihobot

Nicole Schmölzer

    Imbuing
     In Fluss verweilend. In flow, rest
    • Pinselspuren oder andere offensichtliche Gesten der Künstlerin wird man auf den Werken von Nicole Schmölzer nicht finden. Ihre Bilder entstehen aus dem Zusammenspiel von Zufall und Struktur. Denn die Schweizer Künstlerin lässt verdünnte Tinte über Leinwand fließen, so dass amorphe Ballungen und zarte Auflösungen erscheinen, die mitunter einen organischen Eindruck hinterlassen. Waren vor einigen Jahren noch das Weben, Flechten und Verstricken, oft auch ein Verschleifen der Farbe, die Bild konstituierenden Handlungen der 1968 geborenen Nicole Schmölzer, so drängt auf ihren gegenwärtigen Bildern alles ins Offene. Die Bedeutung der Farbe, vor allem eines intensiven Gelbtons, der deutliche Akzente setzt, hat sich erhalten. Fast glaubt man, auf den Leinwänden der bei Basel lebenden Künstlerin, werfe das Licht selbst einen atmosphärischen Schatten. Wer bislang dachte, nur das Wasser könne fließen, wird feststellen, dass auch das Licht im Fluss ist. Der Katalog, der zur Ausstellung von Nicole Schmölzer im Museum Elisarion im tessinischen Minusio erscheint, präsentiert neue Arbeiten, Stephanie Buhmann und Claudio Guarda entwickeln in ihren Aufsätzen Zugänge zum Werk der Künstlerin zwischen der Tradition der abstrakten Farbfeldmalerei und einem visuellen Erleben, das dem Betrachter neue Erfahrungen eröffnet.

       In Fluss verweilend. In flow, rest
    • Es ist nicht leicht zu entscheiden, wer oder was genau eigentlich verantwortlich ist für das Entstehen der nuancenreichen Abstraktionen von Nicole Schmölzer. Ist es die Künstlerin selbst mit ihrer Idee einer bestimmten Wirkung, die sie erzielen möchte? Ist es die Schwerkraft, die das Fließen der Farbe auf grundierter Leinwand oder Papier in Gang setzt – oder doch eher das jeweilige Mikroklima während des Malens im Atelier, welches Einfluss nimmt auf das Materialverhalten, den Trocknungsprozess oder das Einsickern der gelösten Pigmente ins Gewebe? Tatsächlich wirken viele Kräfte in Schmölzers Malerei. Ihre abstrakten Bilder entstehen im Spannungsfeld von Zufall und Kontrolle, Neugier und Erwartung, Experiment und Erfahrung. In Tusche und Ölfarbe und mit viel Flüssigkeit auf den Malgrund gebracht, überlässt sie den Prozess der Bildfindung dabei Schicht um Schicht sich selbst – und schärft so den Blick für einen zentralen Aspekt ihres künstlerischen Handelns: Malen bedeutet Sehen und Beobachten, Stimulieren und Geschehenlassen gleichermaßen. Das Ergebnis sind wunderbar lichte Farbräume, die mal an dramatische Wolkenformationen denken lassen, dann wieder an ungefähre Landschaften – und doch auf nichts anderes verweisen als auf die Formkräfte der malerischen Mittel. Die Publikation gibt einen repräsentativen Überblick über Nicole Schmölzers Leinwand- und Papierarbeiten aus jüngerer Zeit.

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