Welche Einfachheit ist heute möglich – und redlich? Unsere Welt ist komplex geworden. Sei es Migration, Digitalisierung, Klimawandel, Finanzmärkte – nirgends gibt es simple Lösungen. Technologiekonzerne antworten darauf mit künstlicher Intelligenz, Populisten täuschen Souveränität vor, Werbung und Selbsthilfe-Industrie locken mit dem Versprechen des „simplify your life“. Die interdisziplinären Salzburger Hochschulwochen 2019 gehen der weit verbreiteten Sehnsucht nach Einfachheit in einer immer komplizierteren Welt nach. Wie können wir mit dem vielen umgehen, das sich der Reduktion auf simple Lösungen sperrt? Wie können wir immun werden gegen die Versuchung einfacher Antworten? Aber auch: Welche Form von Vereinfachung braucht es, wo ist Reduktion ein Gebot der Stunde? All das betrifft auch Religion: Wie kann der Glaube verhindern, der Verlockung fundamentalistischer Vereinfachung zu erliegen? Und welche Ressourcen bringt er ein, um die Sehnsucht nach Einfachheit sinnvoll zu kultivieren – und komplexitätsfit zu werden? Mit Beiträgen von Magnus Striet, Eva Horn, Florian Borchmeyer, Herwig Grimm, Ulrike Greiner, Johann Frank, Thomas Bauer u. a. Tipps: Themen der Zeit auf den Punkt gebracht Interdisziplinärer Zugang Fachwissen verständlich aufbereitet
Martin Dürnberger Knihy






Verständigung in Zeiten von social media und „Lügenpresse“-Vorwürfen Im Jahr 2017 widmete sich die Salzburger Hochschulwoche dem Thema mediale und nicht-mediale Öffentlichkeiten. Unsere Identitäten, Geschichten und Diskurse sind wesentlich von den Öffentlichkeiten geprägt, in denen wir sie konstruieren, erzählen und argumentieren. Wer wir sind und sein wollen, welche Argumente triftig sind und welche nicht – das sind individuelle und gesellschaftliche Fragen, die durch mediale und nicht-mediale Öffentlichkeiten mitbestimmt werden. Diese Öffentlichkeiten sind in vielfältigen Transformationen begriffen: Die Grenze zwischen öffentlich und privat verschwimmt in den Zeiten der social media in neuer Weise. Das gedruckte Wort als Leitmedium gesellschaftlicher (Selbst-)Verständigung gerät durch die viel zitierte Bilderflut aus dem Netz unter Druck. Niemals war es leichter, vom bloßen Medienkonsumenten zum -produzenten zu werden, gleichzeitig überblicken wir die Möglichkeiten und Gefahren neuer Medientechnologien noch nicht. Das Internet erschließt uns zwar neue Welten, aber seine filter bubbles separieren uns zugleich. Öffentliche Debatten werden weltweit von Populisten besetzt, während die „Lügenpresse“-Vorwürfe auf den fragilen Zusammenhang von demokratischen Prozessen und journalistischen Kulturen aufmerksam machen. All diese Beobachtungen lassen sich in den Kontext einer „entgleisenden Moderne“ (Habermas) einsortieren. Was tragen die Versprechen von Partizipation, Selbstbestimmung und Rationalität, die das Konzept „Öffentlichkeit“ einst prägten, heute noch aus? Und was bedeuten all diese Transformationen für Religion, die in der Moderne stets zwischen öffentlicher Präsenz und privater Praxis schillerte? Mit Beiträgen von Klaus Birnbäumer, Hamburg, Markus Gabriel, Bonn, John-Dylan Haynes, Berlin, Marianne Heimbach-Steins, Münster, Norbert Hermanns, Aachen, Hartmut Rosa, Jena, Kristina Stoeckl, Innsbruck, u. a.
Stile der Theologie
Einheit und Vielfalt katholischer Systematik in der Gegenwart
- 334 stránek
- 12 hodin čtení
Theologie in der Gegenwart ist vielfältig. Auch wenn es in der Theologiegeschichte immer eine Pluralität von Ansätzen, Stilen und Schulen gegeben hat, scheint die Verschiedenheit der Referenz- und Sprachsysteme gegenwärtig die Einheit der systematischen Theologie auf neue Weise infrage zu stellen: Die Binnendifferenzierung führt zu einer Pluralität von Ansätzen, die in sich engagiert vorangetrieben werden, aber kaum mehr miteinander vermittelbar erscheinen – und die im besten Fall ‚bloß‘ Missverständnisse erzeugen, im schlimmsten Fall aber sprachlos nebeneinander herlaufen. Gegen diese diskursive Fliehkraft bringen die Autorinnen und Autoren die unterschiedlichen Paradigmen miteinander ins Gespräch.
Der Glaube als existentieller Stabilitätsfaktor – dieses Bild macht dieses Buch zu seinem Thema. Es rekonstruiert, in welcher Weise religiöse Überzeugungen auch fragil und vor allem dynamisch und lernbereit zu denken sind. Glaube ist nicht selten mit Ideologieverdacht konfrontiert: Er liefert ein geschlossenes Weltbild, das determiniert, was wir wie beurteilen, und für andere Standpunkte und Wahrnehmungen unsensibel macht. Dürnberger bringt dagegen die prinzipielle Dynamik des Glaubens ins Spiel; er legt (offenbarungs-)theologische und v. a. (sprach-)philosophische Möglichkeitsbedingungen eines lernenden Glaubens frei und fragt, wie sich Glaube in der Erforschung der Zeichen der Zeit legitim zu dynamisieren vermag. Wichtigster Referenzdenker dafür ist der US-amerikanische Philosoph Robert B. Brandom, dessen inferentialistischer Pragmatismus zu den prominentesten Positionen der Gegenwartsphilosophie zählt.
Leidenschaften
Salzburger Hochschulwochen 2016
Leidenschaften als Motor des Lebens Wer nach Leidenschaften fragt, rührt an Ambivalenzen menschlicher Existenz. Leidenschaften unterlaufen Kosten-Nutzen-Kalküle, aber tragen Mehrwert aus. Sie spielen Leben zu, und doch ist verloren, wer sich ihnen ausliefert. Wir pflegen sie aktiv und finden uns von ihnen besessen. Sie treiben Forschung und Fortschritt an – und sind Brandbeschleuniger sozialen Unfriedens. Auch theologisch irritiert der Topos: Im Zentrum des Glaubens steht Gottes Leidenschaft für den Menschen – aber deren Konsequenz verstört: die Passion. Die Salzburger Hochschulwochen stellen sich im 85. Jahr ihres Bestehens den Fragen nach Leidenschaften und ihren politischen, künstlerischen, religiösen und literarischen Signifikanzen. Mit Beiträgen von Klaus von Stosch, Barbara Schmitz, Georg Braungart, Hamideh Mohagheghi, Stefan Hunglinger, Iso Camartin, Aleida und Jan Assmann und Kardinal Reinhard Marx.
Wie geht es weiter?
Zur Zukunft der Wissensgesellschaft. Im Auftrag des Direktoriums der Salzburger Hochschulwochen als Jahrbuch herausgegeben von Martin Dürnberger
Die Salzburger Hochschulwochen in turbulenten Zeiten Die Salzburger Hochschulwochen 2022 widmen sich einer Frage, in der sich viele Wahr-nehmungen der Gegenwart bündeln: Wie geht es weiter? Wir leben in einer Epoche des Umbruchs, einer Zeitenwende – und gar nicht so selten mischt sich darunter das Bewusst-sein, dass das auch gut ist. Zwar verfügen unsere Gesellschaften über so viel Wissen, Technologien, Know-how wie nie zuvor, aber prägt dieses Wissen unser Handeln? Oder finden wir uns in Orientierungslosigkeit, Überforderung und Erschöpfung wieder? Was braucht es jetzt, um in unseren Gesellschaften neue Aufbrüche zu erzeugen? Und wo findet man Orientierung, um neue Wege zu gehen? Im Rahmen der Tagung wurde der 96-jährige Benediktinermönch und Mystiker David Steindl-Rast, der zuletzt ein Buch mit dem Titel „Orientierung finden“ veröffentlicht hat-te, mit dem Preis der Salzburger Hochschulwochen geehrt. Mit Beiträgen von Gabriel Felbermayr, Britta Hilpert, Eva Jonas, Julia Knop, Detlev Pollack u. a. Tipps: Themen der Zeit auf den Punkt gebracht Interdisziplinärer Zugang Fachwissen verständlich aufbereitet
Angst?
Salzburger Hochschulwochen 2018
Wie Angst ergründen und Zuversicht begründen? Angst ist eine unsichtbare Weltmacht. Sie bestimmt Politik und Märkte, sie schreibt sich in Existenzen ein und lenkt unser Handeln. Versicherungen wollen sie uns nehmen, der Terror will sie entfesseln, Medizin soll sie zähmen, der Populismus lebt von ihr – immer geht es um Ängste und die Verheißung, sich von ihnen befreien zu können. Dabei hat man es mit einer zutiefst menschlichen Realität zu tun: Ängste um die Zukunft der Kinder, vor Jobverlust oder Krankheit, Ängste vor dem Fremden, Neuen, Unbekannten … Die Salzburger Hochschulwochen 2018 konfrontieren sich furchtlos mit der Frage, wie sich Angst auf redliche Art und Weise denkerisch adressieren lässt. Und sie fragen dabei immer auch: Wo finden wir Ressourcen für Mut, Zuversicht und das Vertrauen in Neuaufbrüche? Und die Religion? „Fürchtet euch nicht!“ ist eine religiöse Grundformel, auch im Christentum. Das mag die bleibende Präsenz von Religionen in der Gegenwart erklären. Wie aber kann man sichern, dass Glaube eigene Ängste nicht bloß zudeckt?