Obwohl Pilgern seit etlichen Jahren wieder voll im Trend liegt, gab es nur wenige Forschungen zu den Ursprüngen der Wallfahrten im Mittelalter ? noch geringer war das Wissen über Pilgerfahrten und ehemalige Wallfahrtsorte in Norddeutschland. Ein spektakulärer Pilgerzeichenfund im Stader Hansehafen gab den Impuls, diesen offenen Forschungsfragen nachzugehen. Die Ergebnisse des daraus entstandenen Projektes und einer 2019 veranstalteten Tagung mündeten in eine Doppelausstellung der Museen Lüneburg und Stade, die mit diesem opulenten Katalog dokumentiert wird, zu dem 64 Expertinnen und Experten beigetragen haben. Er stellt bekannte und unbekannte Norddeutsche auf den Wegen zu den großen und kleinen Wallfahrtskirchen des mittelalterlichen Europa vor. Behandelt werden aus norddeutscher Sicht die Fernpilgerfahrten nach Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem, die rheinische Wallfahrtslandschaft, die Fahrten nach Wilsnack und Sternberg, aber auch heute fast vergessene Wallfahrtskirchen wie Nikolausberg bei Göttingen, Hainholz bei Hannover oder das Kloster Marienwohlde ebenso wie der in der Reformation untergegangene Sankt-Hulpe-Kult. Ein Katalog aller einschlägigen archäologischen Funde aus dem Stader Hansehafen steht am Ende des reich bebilderten Bandes, der das Potential eines neuen Standardwerkes in sich trägt.00Exhibition: Museum Lüneburg, Germany (26.07. - 01.11.2020) / Schwedenspeicher, Stade, Germany (03.10.2020 - 14.02.2021)
Sebastian Möllers Knihy



HEINO JAEGER
Retroperspektive oder wie man das nennt
Heino Jaeger, geboren 1938 in Hamburg-Harburg, feierte zu Lebzeiten zahlreiche Erfolge als Satiriker, doch sein künstlerisches Schaffen bleibt vielen unbekannt. Nach einem Kunststudium ab 1956 entwickelte er parallel ein sprachkünstlerisches Werk, das ihm in den 1970er-Jahren durch Bühnenauftritte, Radiobeiträge und eine erste LP Popularität einbrachte. Seine frühen Jugendjahre prägten das Porträtieren und Karikieren seines Umfelds, und bis zu seinen letzten Lebensjahren schuf er Gemälde und Grafiken. Jaegers Werke zeigen vordergründig alltägliche Szenen, die jedoch von Ironie und Skurrilität durchzogen sind. Mit oft überspitzten Darstellungen von mutierten oder technisierten Figuren bietet er einen subjektiven und teils düsteren Blick auf die Welt, der stark an Hieronymus Bosch und dessen satirische, fantastikreiche Sittenmalerei erinnert. Der Katalog enthält über 500 Abbildungen und zahlreiche Essays, die tiefere Einblicke in Jaegers bildnerisches Werk gewähren. Diese Publikation ergänzt Rocko Schamonis Buch, das auf umfangreichen Recherchen zu Jaeger basiert. Ausstellung: Museeen Stade, Kunsthaus, Stade, Deutschland (05.03. - 06.06.2022).
Oliver Flössel, Seiten des Diskus
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Skeptisches Infragestellen der Realität ist für den in Berlin lebenden Maler Oliver Flössels eine Grundlage seiner Arbeit. Der 1977 in Bad Kreuznach geborene Künstler erzählt mit seinen großformatigen Leinwänden Geschichten und ist dabei mit seiner Malerei nicht auf der Suche nach eindeutigen Antworten auf Fragen, die er in den Raum stellt. Flössels Arbeiten liegen Alltagserfahrungen zu Grunde, sie fungieren als Logbuch täglicher Eindrücke. Ähnlich einem Tagebuch beinhalten sie Spuren von Gedanken, von Erlebtem, Fragmente von Wahrgenommenem, Eindrücke, die zu einem neuen Ganzen gebracht werden. Unterschiedliche Materialien wie Ölfarbe, Textmarker, Lack, Ölkreide oder Spray werden verwendet, manchmal blitzen konkrete Formen oder sogar Buchstaben auf der Leinwand auf. Durch dieses Formenspiel und den ständigen Wechsel von Abstraktion und Gegenständlichkeit entsteht eine sehr spezielle Spannung und Tiefe. Die Ausstellung im Kunsthaus Stade und der zur Ausstellung erschienene Katalog ‚Seiten des Diskus’ vereinen erstmals Flössels großformatige Gemälde und eine Serie jüngst enstandener Tuschezeichnungen. Oliver Flössel schloss 2007 sein Diplom an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main ab. Er lebt und arbeitet in Berlin