Streifzüge durch das rote 20. Jahrhundert
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A landmark exploration of the philosophical project of socialist humanist Leo Kofler.
Eine Anthologie
Hat sich die Russische Revolution 1917 im späteren Stalinismus bis zur Unkenntlichkeit verändert? Die Entwicklung von Lenin zu Stalin wirft Fragen nach Bruch oder Kontinuität auf. Unbestreitbar ist, dass die scharfen Kritiken, insbesondere von links, bereits damals laut wurden. Diese Anthologie dokumentiert umfassend die marxistische Kritik am Stalinismus im 20. Jahrhundert. Die Texte behandeln die historische Entstehung des Stalinismus, die Widersprüche und den Charakter der Russischen Revolution sowie der daraus hervorgegangenen „real-sozialistischen“ Gesellschaftsformationen. Sie beleuchten den Klassencharakter der Regime und das Verhältnis zwischen stalinistischer Legitimationsideologie und marxistischer Tradition. Zudem wird aufgezeigt, dass der im Stalinismus manifestierte bürokratische „Sozialismus“ einen Bruch mit emanzipativen Sozialismus-Formen und der aufgeklärten marxistischen Gesellschaftswissenschaft darstellt. Dies hat bedeutende politische und theoretische Konsequenzen für antistalinistische Theorien und die Praxis sozialistischer Bewegungen. Die Anthologie enthält Texte von bedeutenden Denkern wie Christian Rakowski, Victor Serge, Leo Trotzki, Edward P. Thompson und vielen anderen.
Der deutsch-österreichische Gesellschaftstheoretiker und Sozialphilosoph Leo Kofler (1907–1995) verkörpert einen 'unverstümmelten, lebendigen Marxismus' (Oskar Negt). Christoph Jünke, Kofler-Biograf, beleuchtet in diesem Band die anhaltende Relevanz des sozialistischen Humanisten und skizziert die Philosophie der Praxis Koflers, die von der sozialistischen Klassik bis zum Postmodernismus reicht. Kofler, ein bedeutender Vertreter des deutschen Nachkriegsmarxismus, wurde in Ostgalizien geboren und wuchs im 'Roten Wien' der Zwischenkriegszeit auf. Während des Faschismus und Krieges war er in der neutralen Schweiz interniert. 1947 wurde er an die Universität Halle berufen, musste jedoch aufgrund seiner scharfen Bürokratiekritik Ende 1950 nach Westdeutschland fliehen. Mit dem Ziel, die marxistische Theorie an die Gegebenheiten des 20. Jahrhunderts anzupassen und die sozialistische Bewegung zu revitalisieren, wurde der an Max Adler und Georg Lukács geschulte 'heimatlose Linke' ab den 1950er-Jahren zu einem wichtigen Vermittler zwischen der alten Arbeiterbewegung und der Neuen Linken. Jünke, Jahrgang 1964, arbeitete nach seinem Studium als politischer Journalist und wechselte später in die politische Wissenschaft. Er ist Vorsitzender der Leo Kofler-Gesellschaft und hat mehrere Bücher veröffentlicht.
Die Jahrhundertkrise des Kapitalismus zeigt – wie die Weltwirtschaftskrise 1929-1933 – einen Epochenumbruch in der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaften an. Bei der Suche nach Alternativen und linken Lösungsmöglichkeiten rücken auch Geschichte und Ideen der sozialistischen Bewegungen wieder in den Fokuszunehmend – nicht zuletzt auch die linkssozialistischen Traditionen zwischen und jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus. Was war dieser Linkssozialismus (in seiner ganzen Heterogenität) eigentlich? In welchem Zusammenhang stand er zu den ökonomischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts? Und sind seine Probleme und Lösungsvorschläge auch heute noch von Interesse für einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts? Die AutorInnen dieses Buches thematisieren die Problemgeschichte des Linkssozialismus und versuchen, dem Zusammenhang von historischer Erfahrung und programmatischer Aktualität nachzugehen. Es wird auch danach gefragt, welche der theoretisch-politischen Vorstellungen des Linkssozialismus heute weiterhin tragfähig und was die Eckpunkte einer modernen linkssozialistischen Programmatik sind.
Ein provozierender Diskussionsbeitrag zur historischen Aufarbeitung des Stalinismus, der in der Kritik philo- und neostalinistischer Tendenzen und postmoderner Abgesänge auch ein Beitrag zur sozialistischen Demokratietheorie ist. Behandelt werden einerseits die 'Ehrenrettungen des Stalinismus' von Luciano Canfora, Domenico Losurdo, Kurt Gossweiler, Sahra Wagenknecht und Peter Klein, andererseits die 'klassischen' Analysen von Georg Lukács, Isaac Deutscher, Leo Kofler und Werner Hofmann sowie von Boris Kagarlitzki.