In der gläsernen Welt herrscht eine unheimliche Stille. Stunden vergehen ohne Ereignisse. Der Weiße spürt eine innere Unruhe und beginnt schließlich, instinktiv das Laufrad zu treten, das mit einem leisen Fiepton in Gang kommt.
Martin Jankowski Knihy






LECK MICH AUF
Erotische Geschichten
Ob wortlose Liebe im Regen, hündische Spiele zu dritt, Liebesdienste für einen Ölscheich, Luststeigerung mittels Medizin oder Maschine. Ob Berührungen im türkischen Hamam oder heimliche Treffen in fremden Wohnungen, spontane Leibesliebe mit einer seltsamen Putzfrau, folgenreiche Anmache im Kino, Rendezvous in der Garage, Liebe als Therapie oder als süße Rache. Ob lüsterne Affären am Strand, auf Mallorca, in Afrika oder einfach zum Dessert. Ob jung oder alt, ob mit Männer oder Frauen, ob Fitnessfigur oder Rollstuhlfahrer. Ob Sex im Universitätsseminar, Weihnachten zuhause oder auf Reisen, einsam oder in der Gruppe. Wieder und immer wieder geht es in diesen Geschichten um den süßen Rausch der irdischen Liebe in all ihren Facetten. 13 deutschsprachige Autoren erzählen direkte und intensive Geschichten von den Spielarten der Lust im ganz alltäglichen Leben heutiger Leute.
sasakananas
INDONESIEN MATERIAL. gedichte & notate
Seit 2002 ...§§reiste ich, anfangs auf Einladung des indonesischen Dichters W.S. Rendra, vielfach durch den - drei biologische Zonen und vier Zeitzonen weiten - Inselstaat am Äquator. Ich lebte in Metropolen und Dschungeldörfern, sah Slums und Luxushotels, endlose Reisfelder, schmutzige Traumstrände und rauchende Vulkane. Ich traf ungewöhnliche Menschen und stieß auf Sprachen und Kulturen, von denen ich nie zuvor gehört hatte. Ich war begeistert, entsetzt und fasziniert - und fand Freunde fürs Leben. Statt Fotos zu machen, fotografierte ich, wenn es die Hitze zuließ, mit Worten. Ich trat mit indonesischen Dichtern und Musiker auf und durchreiste die Inseln am anderen Ende der Welt, indem ich meine Poesie mit der künsterlischen Praxis lokaler Kulturen verwob. Ich entdeckte eine kraftvolle poetische Alltagspraxis, die mein eigenes Schreiben und Leben beeinflusste. Aus meinen Reisetagebüchern extrahierte ich lyrische Texte, von denen etliche zunächst in Indonesien erschienen (übersetzt von Katrin Bandel und in indonesischer Nachdichtung von Dorothea Rosa Herliany) und dort zum literarischen Erfolg wurden: Zum ersten Mal erschien der Gedichtband eines deutschen Lyrikers im Original und zweisprachig in einem indonesischen Verlag. Inzwischen sind einige meiner indonesischen Gedichte zu dauerhaften literarischen Verbindungen zwischen den Welten geworden, sodass es an der Zeit scheint, einiges davon auch den Lesern in Deutschland vorzustellen. (Begriffserklärungen für Einsteiger hinten im Anhang.)§§Martin Jankowski (Berlin)§§Puisi dan Perlawatan...§§Lyrik und Reise sind eng miteinander verbunden. Lyrik ist, weil sie frei und offen allem Unvermuteten gegenüber ist, selbst eine Reise, ein Abenteuer sogar, und manchmal ein Aufbegehren gegen Festgefahrenes. Ein lyrischer Prosatext von Amir Hamzah aus den 1930er Jahren weist auf diesen Zusammenhang hin: Er beschreibt die Reise an einen Ort, der 'von allen heiligen Schriften der Welt verflucht wird', aber er schert sich nicht um den Fluch: 'du, mein Herz, hast deine eigenen Schriften'. Es erstaunt nicht, wenn aus einer Reise an einen ungewöhnlichen Ort reizvolle Lyrik entsteht. Die Gedichte von Sitor Situmorang über Paris in Surat Kertas Hijau sind ein Beispiel dafür. Obwohl die Titel (Sacré Coeur, Pont Neuf ...) heute wie eine Aufzählung von Sehenswürdigkeiten anmuten, ist jedes Gedicht das Ergebnis einer Begegnung mit Gefühlen der Einsamkeit, der stillen Betrachtung, vielleicht auch der Verzückung - etwas ganz Normales bei einer Reise in ein fernes, fremdes Land.§§Die Gedichte Martin Jankowskis stehen in dieser Tradition. Nur ist der Grundton hier nicht die Meditation, sondern der bezauberte, vielleicht gar ungläubig staunende Blick. Wie Sitors Gedichte sind auch die lyrischen Notizen Jankowskis kein Reisetagebuch. Jedes Gedicht wird aus dem Ereignis einer Begegnung geboren. So ist es auch bei diesen Gedichten, deren Übersetzung uns in Indonesien auch einen neuen Blick auf uns selbst ermöglichte: In allem Vertrauten ist etwas Fremdes, das wir selbst nicht erkennen können.§§Goenawan Mohamad,§indonesischer Dichter, Verleger und Essayist (Jakarta)§§'In Indonesia we have a bigger sky.'§§(NIKMAH SARJONO)§§Ankunft in Jakarta§§'suddenly i was drowning among thousands§§of people' Dorothea Rosa Herliani§§in der ferne türme und brücken§§einer vielversprechenden zivilisation§§im zentrum ein steinerner phallus§§auf einem endlosen platz§§ohne menschen§§unter autobahnpfeilern das leben§§verwinkelte gassen und ströme§§von menschen mit schmutzigen füßen§§und sauberen hemden im rauch§§die jungen kreuzungssteher§§mit den schlechten zähnen§§lächeln wenn wir gehorsam§§kleingeld aus dem fenster werfen§§und nirgendwo ein einziges becak§§gelacht wird selten auf den oberen plätzen§§aber geh in die winkligen stuben in einer ecke§§unter bröckelnden mauern eine orchidee§§ein glas javajasmintee aber nimm§§die blauen taxi
Parataxe
das berliner stadtsprachenmagazin
Nachtbus nach Mitte
Berliner Gedichte von heute
Berlin ist immer Gegenstand poetischer Reflexion gewesen. Jeder Lyrik-Interessierte kennt die klassischen Berlin-Gedichte von der Romantik bis zur Neuen Sachlichkeit. Doch wie schreiben gegenwärtige Dichter über die alte und neue deutsche Hauptstadt? Die Berliner Lyriker Martin Jankowski und Birger Hoyer haben sich auf die Suche nach dem heutigen Sound der Hauptstadt begeben und Gedichte von Autorinnen und Autoren zusammengeführt, die eines eint: die lyrische Suche nach der Stadt Berlin. Mit ihren Stimmen entsteht trotz aller Kontraste das schlüssige Bild einer so offenen wie vielfältigen Stadt, die sich jeder endgültigen Beschreibung entzieht. Nachkriegszeit, Kalter Krieg und Wendezeit haben ihre Spuren hinterlassen, doch etwas ganz Neues ist entstanden und hat auch in der Poesie Einzug gehalten. Die zum Teil erstmals veröffentlichten Gedichte präsentieren den lyrischen Klang des neuen, gegenwärtigen Berlin. Zu Wort kommen unter anderen: Mirko Bonné, Thomas Brasch, Ulrike Draesner, Tanja Dückers, Günter Bruno Fuchs, Uwe Greßmann, Norbert Hummelt, Thomas Kling, Björn Kuhligk, Günter Kunert, Bert Papenfuß, Marion Poschmann, Ilma Rakusa, Monika Rinck, Joachim Sartorius, Kathrin Schmidt, Tom Schulz, Lutz Seiler, Ulf Stolterfoht, Jan Wagner und Peter Wawerzinek.
Festeinband, Fadenheftung, Lesebändchen, im eleganten Hochformat Wer Lyra spielt, enthebt sich des Alltags, deshalb wohnen diese Texte nahe der Musik. Poesie als Tat: Im Spiel mit den Sprachformen Unfaßbares fassen, es durch Abschreiten der Erkenntnisränder beschwören. Diese Aktionsart versteht man in Mailand, Helsinki, Yoshkar-Ola, Banda Aceh oder Biak/West-Papua, in Clubs und Kathedralen genauso wie an der Akademie der Künste in Berlin: Rhythmus und Klang, die Performance des Sprechens, den Atemtanz. Für das sekundenbuch sind aus dreißig Jahren poetischer Praxis in aller Welt jene Texte ausgewählt, die sich darüber wundern, daß es Menschen gibt, die atmen und singen, obwohl eigentlich alles dagegen spricht. Manche dieser Texte könnten gesungen werden, andere verweigern sich dem aus gutem Grund. „Die gewöhnlichen Begriffe müssen neu durchdacht und dem komplexer gewordenen Kenntnisstand von der Wirklichkeit angepaßt werden. Dabei soll der Bewegung des Denkens, den Nebenbedeutungen und Assoziationen im Bewußtsein Beachtung geschenkt werden, da das Gewebe von nur halbbewußten Vorstellungen, das durch Sprache hervorgerufen werden kann, den Sinn dessen, was angesprochen werden soll, eventuell besser wiederzugeben vermag, als ein logisches Schlußverfahren.“ sagt Heisenberg, ein Dichter des letzten Jahrhunderts (1901-1976, Nobelpreis für Physik). Dessen Prinzip der Unschärfe besagt, daß das kleinste Ding Materie oder Welle ist, je nachdem, wie man es betrachtet. Was nicht heißt, daß es zweierlei ist oder sein kann, sondern nur, daß wir mehrere Konzepte brauchen, um zu verstehen, was doch mühelos eins ist. Das trifft auch auf die Gedichte Martin Jankowskis zu, deren Thema die Unfaßbarkeit des Lebens ist.
Indonesien lesen
Notizen zu Literatur und Gesellschaft
Mit Indonesien wird sich im Herbst 2015 ein Land als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren, dessen Literatur bisher in der westlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielt und eine große Unbekannte in der Weltliteratur darstellt. Dieser ›Unbekannten‹ nähert sich Martin Jankowski in 'Indonesien lesen' von verschiedenen Seiten und gewährt dabei Einblicke in die stilistisch wie geografisch außerordentlich kontrastreiche und heterogene Literaturlandschaft des Landes. Gespräche, Aufsätze und Essays (2002-2014) ergründen die gesellschaftlichen Hintergründe und die der indonesischen Literatur eigene kulturelle Komplexität und bieten einen einführenden Überblick über diese schier unüberschaubare Szene.
Der Tag, der Deutschland veränderte
- 172 stránek
- 7 hodin čtení
„Am 9. Oktober 1989 entging die DDR nur knapp einem Bürgerkrieg: Obwohl mit Waffengewalt gedroht wurde, gingen nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche 70 000 Menschen auf die Straße. Das SED-Regime musste nachgeben: Der 9. Oktober 1989 öffnete den Weg zur Friedlichen Revolution und läutete das Ende der DDR ein. Dieser Tag schuf die Voraussetzungen für ein geeintes Deutschland. Viel ist über jenen 9. Oktober seither spekuliert worden, eine angemessene Bewertung seiner Bedeutung für die deutsche Demokratie steht jedoch noch aus. Martin Jankowski trägt den heutigen Wissensstand über das historische Datum zusammen und widerlegt mit Augenzeugenberichten und Archivdokumenten manches Fehlurteil. Das Buch erklärt, warum dieser Tag zum Wendepunkt der deutschen Geschichte wurde. Es ist zugleich ein Essay über die Genese der Friedlichen Revolution, über die Voraussetzungen der deutschen Wiedervereinigung und auch über die heutige Identität der Deutschen. “