Hugo Dittberner Knihy






Der Titel von Dittberners Gedichtsammlung Ruhe hinter Gardinen beschreibt den Ort, von wo aus die poetischen Exkursionen unternommen werden. Es ist ein Beobachtungsposten mit variabler Blickrichtung und der Möglichkeit, sich zu zeigen und zu verstecken. Nichts, was sich von diesem Fenster aus erkunden läßt, bleibt ein Luftballon, der sich frühmorgens in einer Hecke verfängt, Nachbarn, der Hausmeister, der Briefträger oder eine unerreichbare Frau gegenüber. Der ländliche Frieden, der über vielen von Dittberners Gedichten liegt, kann aber auch trügerische Fassade sein, Indiz für die Isolation des Subjekts im Alltag.
Nach dem vermeintlichen Tod der Literatur in 1968 erblühte eine neue, weniger anspruchsvolle Erzählliteratur, zu der Hugo Dittberner gehört. Seine ersten Erzählungen, die 1973 erschienen, fangen studentische Abenteuer und das Lebensgefühl der Zeit ein. Zum 80. Geburtstag Dittberners erscheint der Band „Der Professor im Keller“, der seine Erzählkunst feiert.
Dorfgeschichten, so scheint es, ereignen sich außerhalb der Gravitätszentren des gesellschaftlichen Lebens. Nicht so in Hugo Dittberners Roman: Gewalt bricht ein in das Dorf; es kommt zu Übergriffen rechtsradikaler Jugendlicher. Und, als stünde es für das Ganze, ist dieses sonst so fein-säuberliche Gemeinwesen wie paralysiert. In seiner Erstarrung nun delegiert das Dorf in stillschweigender Übereinkunft das Problem an die junge Pastorin. Ihr Scheitern, ihre Schuld und ihr Widerstehen bilden das Zentrum des Romans.



