Zum Diskos von Phaistos und zur frühen griechischen Schriftkultur
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Der Diskos von Phaistos, entdeckt in einem kretischen Palast und auf etwa 1600 v. Chr. datiert, bleibt ein faszinierendes Rätsel der Archäologie. Sein einzigartiges piktographisches Schriftsystem und die unklare Bedeutung der Zeichen werfen Fragen auf, während die zugrunde liegende Sprache unbekannt ist. Da der Diskos aus einem rein minoischen Kulturhorizont stammt, werden indogermanische Sprachen kaum in Betracht gezogen. Alle bisherigen Entschlüsselungsversuche scheiterten, was den Diskos zu einem der geheimnisvollsten Artefakte der prähistorischen Geschichte macht.
Die Darstellung erläutert und illustriert ein Verfahren, die zeitliche Abfolge von Texten ohne Zuhilfenahme äußerer Daten zu bestimmen. Indem die Texte als aktuales Sprechereignis verstanden werden, treten sie in ihrer jeweiligen authentischen Gegenwart in den Blick. Getragen von ihrem originären Sprecher in actu, setzen sie - in dessen elementarer Funktion - ein verstehendes Äquivalent frei, den originären Rezipienten. Als Gegenüber des Sprecher-Subjekts, zugleich aber nur aus diesem ableitbar, bekundet er eine räumliche Gegenwart, die zugleich zeitliche Gegenwart beglaubigt und mit dieser notwendig verfällt. - Das Verfahren erweist die Vorstellung vom Alter des griechischen Alphabets und damit zugleich die seit 1952 herrschende Deutung der bronzezeitlichen Linear-B-Schrift als revisionsbedürftig. The article illustrates a method for determining the temporal sequence of texts without the use of external data. By interpreting the texts as an instant speech event, one can focus on their authentic presence. As they are communicated by the speaker of origin in actu, they - in their most elementary function - construct a comprehending equivalent, i. e. the original addressee. He is a vis à vis of the speaking subject and simultaneously, however, derived from the speaking subject. In this capacity, he possesses a temporal and consequently a spatial presence, which with the former necessarily decays. - The method provides evidence that both the conception of the age of the Greek alphabet and the since 1952 prevailing interpretation of the Bronze-age Linear B script stand in need of revision.