Auf der Suche nach der neuen Stadt im faschistischen Italien
552 stránek
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Das Buch beleuchtet die Wertschätzung des städtebaulichen Erbes aus der Mussolini-Zeit in Italien. Es zeigt auf, wie verschiedene architektonische Stile und Persönlichkeiten dieser Epoche in Publikationen und Ausstellungen gewürdigt werden. Die oft bewundernde Auseinandersetzung mit diesem Erbe verdeutlicht dessen anhaltende Bedeutung und Einfluss auf die moderne italienische Architektur und Stadtplanung.
Die Altstadterneuerung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde von europäischen Diktaturen als wichtiges Politikinstrument genutzt. Altstädte wurden als unansehnlich wahrgenommen, was zu massiven Abrissen historischer Gebäude führte, um Platz für neue, repräsentative Bauprojekte zu schaffen. Gleichzeitig strebten die Regime auch danach, bedeutende historische Stätten zu bewahren und sie als Symbole vergangener Größe zu inszenieren. Diese Ambivalenz zwischen Zerstörung und Erhalt prägte das Stadtbild und die gesellschaftliche Struktur der damaligen Zeit.
Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Berliner Architekten- und Ingenieurvereins seit 1824, insbesondere seine Anpassung an das NS-Regime ab 1933. Sie behandelt den Ausschluss jüdischer Mitglieder, die Integration in die NSDAP und die personelle Verflechtung mit Hochschulen. Vier weitere Verbände reflektieren ebenfalls ihre NS-Vergangenheit.
100 Jahre Hauptstadt (Groß-)Berlin (1920-2020) 150 Jahre Hauptstadt Deutschlands (1871-2021)
127 stránek
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Im Jahr 1920 war Berlin noch nicht einmal ein halbes Jahrhundert Deutschlands Hauptstadt. Jung, nicht überall beliebt, erst recht nicht allenthalben geschätzt. Das Groß-Berlin-Gesetz von 1920 schwieg sich zur Hauptstadtfrage aus. Dennoch gestaltete der Zentralstaat die weitere Entwicklung der Riesenstadt entscheidend mit – ein Aspekt, der gerne übersehen wird. Das galt für die Weimarer Republik, für die NS-Zeit, für die Zeit des doppelten Berlin und auch für die Zeit nach dem Fall der Mauer. Die Beiträge zu dem Band „Staat baut Stadt“ versuchen diese Lücke zu schließen und stellen die einzelnen Stationen der wechselvollen Geschichte im Verhältnis zwischen der Stadt und dem Zentralstaat dar.
Groß-Berlin war und ist immer auch ein Spiegel der Planungskultur, des Ringens um Ordnung einer chaotisch wachsenden Großstadt. Dazu gehört die Suche nach großen Plänen, aber auch der dauernde Streit zwischen den Bezirken und dem Berliner Magistrat, zwischen Berlin und Brandenburg. Schon der Wettbewerb Groß-Berlin (1908?1910) hatte Maßstäbe gesetzt. Das galt für die Inhalte der Planung wie deren Einbettung in eine fachpolitische Strategie. Die Schaffung von Groß-Berlin eröffnete nicht nur eine neue Planungskulisse, sondern auch neue Konflikte. Mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur wurden die Koordinaten der Planung radikal verändert: Die Kommune verlor drastisch an Einfluss, die Grenzen von Groß-Berlin wurden de facto erheblich erweitert. Nach dem Zusammenbruch der Diktatur wurde das stürmische Wachstum der Metropole gedrosselt, nicht zuletzt durch die Spaltung der Stadt. 0Nach der Wiedervereinigung stellte sich erneut die Frage nach einer strategischen Planungskultur. Heute steht vor allem eine bessere Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg auf der Tagesordnung. Eine kooperative Planungskultur müsste eine Verständigung von Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Initiativen über die Entwicklung einer nachhaltigen Großstadtregion, aber auch über eine neue Qualität öffentlicher Steuerung mit angemessenen Institutionen, rechtlichen und finanziellen Instrumenten umfassen ? nicht zuletzt vor dem Hintergrund europäischer Erfahrungen. 0In der Publikation werden erstmals im Überblick die großen Pläne für die Metropole Berlins seit 1910 entfaltet, begleitet von politischen wie fachlichen Positionen und einem Blick nach Paris und Wien
Berlin und sein Umland präsentieren sich heute als Siedlungsstern. Schienentrassen und Ausfallstraßen bildeten seit Ende des 19. Jahrhunderts eine einprägsame wachsende Siedlungsform. Diese Radialstruktur wurde durch Ringe ergänzt: die Ringbahn, den inneren Autobahn(teil)ring, den (bislang wenig beachteten) äußeren Eisenbahnring und den äußeren Autobahnring. Dieses besondere Ring-Radial-Gerüst spiegelt beides wider: die Tradition des schienengebundenen öffentlichen Verkehrs wie die - kürzere - Tradition der autogerechten Stadtregion. Der Siedlungsstern ist aber nicht nur ein lineares Gerüst. Er vernetzt eine Vielzahl von mittleren, kleinen und kleinsten Zentren, die in ihren historisch-kulturellen Besonderheiten der Metropole ein unverwechselbares Gesicht verleihen und beste Voraussetzungen für eine nachhaltige Raumentwicklung bieten
Nach der Gründung von (Groß-)Berlin im Oktober 1920 veränderte sich das System der Zentren in Berlin grundlegend: Neben der historischen Mitte gewann der Neue Westen um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche an Bedeutung. Ein Erbe der Kaiserzeit waren viele mittlere, kleine und kleinste Zentren in der Innenstadt sowie an der Peripherie, etwa in Weißensee oder Frohnau. Wo sollte das Hauptzentrum liegen, wie sollte es gestaltet werden? Sollte es überhaupt eines geben? 1920 fehlten Groß-Berlin Ressourcen und Kräfte, nach 1933 planten die Nazis ein monumentales neues Zentrum. Im Zuge der Spaltung Berlins wurden zwei rivalisierende Zentren entwickelt: um den Alexanderplatz und um den Breitscheidplatz. Mit dem Fall der Mauer stellte sich erneut die Frage: Wo und was ist das Berliner Zentrum? Faktisch hat die Großstadtregion heute drei Zentren: die historische Mitte, die City West und die Potsdamer Altstadt – und zudem, wie kaum eine andere Großstadt Europas, eine Vielfalt kleiner Zentren, die es zu pflegen, zu stärken und zu ergänzen gilt. Im Vorfeld der 100-Jahr-Feier Groß-Berlins dokumentiert dieses Buch die Zentrenbildung der Stadt im europäischen Kontext und stellt sie erstmalig in ihrer historischen Entwicklung dar.
Schon beim Wettbewerb Groß-Berlin 1910 war klar geworden: Wachsende Metropolen benötigen nicht allein Verkehrsstraßen und Wohnquartiere, sondern auch Stadtgrün: grüne Keile, grüne Ringe, grüne Straßen, grüne Plätze und »Gartenstädte«. Deshalb erhielt der 1912 gegründete Zweckverband Groß-Berlin den Auftrag, größere Flächen zu erwerben. Doch erst die Bildung von Groß-Berlin 1920 bot Raum für nennenswerte grüne Wohnsiedlungen, Volksparks, Sport- und Spielplätze. Unter der nationalsozialistischen Diktatur dominierte zwar das Bauen in Stein, doch gab es auch hier einige grüne Projekte. Nach dem Krieg wurde in der nun geteilten Stadt auf beiden Seiten der Kampf gegen das sogenannte »steinerne Berlin«, das heißt gegen stark verdichtete Quartiere, postuliert und geführt. Aber auch wenn damals unterm Banner urbaner Auflockerung das Grün eine neue Wertschätzung erfuhr, musste es doch oft dem Auto weichen. Nach dem Fall der Mauer wurden Regionalparks in Brandenburg geplant und neue Parks in Berlin angelegt. Die IGA 2017 setzte diese Entwicklung fort. Bereits 1990 hatte die vorindustrielle Berlin-Potsdamer Parklandschaft das Prädikat »Weltkulturerbe« erhalten. Heute stellt sich angesichts des Wachstums Berlins und der sich zuspitzenden Herausforderungen durch Klimawandel, Arten- und Ressourcenschutz die Frage nach einer wünschenswerten Balance von Stein und Grün in neuer Weise. Und sie stellt sich wie schon vor hundert Jahren in einer regionalen Perspektive – als gemeinsame Aufgabe von Berlin und Brandenburg. In der Publikation werden neben historischen Analysen, die sich vornehmlich mit dem Verhältnis von Wohnvierteln und Großstadtgrün beschäftigen, aktuelle politische wie fachliche Positionen vorgestellt und von einem Blick nach Paris begleitet.