In die Literaturgeschichte ist Seume weniger als Autor denn als Person eingegangen: als Wanderer, intransigenter Charakter, als Patriot und als Phänotyp des redlichen Deutschen. Die Abhandlung stellt anstatt der Bilder und Zerrbilder eines Menschen einen Schriftsteller vor; sie interpretiert Gedichte, die Reisebücher, die Autobiographie und Aphorismen des desillusionierten, jedoch an der verratenen Vernunft als der einzigen Orientierungsmöglichkeit festhaltenden Spätaufklärers. Hinter der scheinbaren Unzeitgemäßheit wird die tatsächliche Aktualität des rationalistischen Moralisten erkennbar, der sich utopischen Weltentwürfen ebenso versagt hat wie zynischem oder resigniertem Einverständnis mit der als negativ erfahrenen Wirklichkeit.
Bernhard Budde Knihy





The study describes Christoph Martin Wieland's (1733-1813) complex narrative strategies and essays a new overall picture of this committed 'enlightener' and artistically ambitious novelist. All his texts are imbued with the dialectics of the Enlightenment, pitting the commandment of rationality and moralism against the practical aporia involved in the overcoming of a purely instrumental use of Reason. In the place of the usurpation of authority and the manifestation of truth, his protagonists embark on an unprotected 'quest' for truth and a just social order. In the late novel 'Aristipp', polyperspectivism takes over from the authorially filtered binary constellations prevalent heretofore. This pluralist form of discourse prefigures, reflects on and legitimizes the constitutive principle of dialogue and antithesis.
Nicht in der oft erzwungenen Schlussapotheose, sondern in ihren Bruchstellen und Widerständen legen Grillparzers Dramen Zeugnis davon ab, wie mühsam die offen zutage tretenden gesellschaftlichen Gegensätze der Restaurationsperiode literarisch verdeckt werden. Ob die Stücke den biedermeierlichen Normenhorizont, dem sie ihre Entstehung verdanken, ebenso dekuvrieren, wie sie ihm verpflichtet bleiben, untersucht dieser Band.
Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der Sternheim-Forschung, deren Schwerpunkt bisher auf der Beschäftigung mit den Dramen lag, ist die Voraussetzung für die Untersuchung der essayistischen und erzählenden Prosa Sternheims geschaffen. Beschrieben werden Ansätze zur ideologiekritischen Analyse von Zeit und Gesellschaft in den Essays und Aufsätzen, die spätere Verengung der kritischen Perspektive, schliesslich ihr Verlust. Als wesentliches Strukturmerkmal der erzählenden Prosa Sternheims wird ihre Ambivalenz herausgestellt: das Nebeneinander und die Gleichzeitigkeit von satirischer Objektivation und vitalistischer Affirmation der abgebildeten Wirklichkeit.