Gefühlsschwankungen in Versform Gleichgewicht ist ein zentrales Anliegen, wenn wir uns und unsere Mitmenschen besser verstehen und fördern wollen. Zum Gehen brauchen wir ein Standbein und ein Spielbein, die wir abwechselnd üben und trainieren sollen, damit wir uns im Schwerefeld der Erde nicht nur aufrecht halten, sondern auch vorwärtskommen können. Bei den Gehirnfunktionen, die in beiden Gehirnhälften unterschiedlich sind, suchen wir den Ausgleich über die Verbindungsbahnen in einer Art ‹Balken-Spiel›. In der Befindlichkeit sind Schwankungen zwischen Leichtsinn und Schwermut bis ins hohe Alter unvermeidlich. Hoffen wir und arbeiten wir daran, dass in Besonnenheit eine glückliche Aufwärtsentwicklung gelingt. Dazu will der vorliegende Gedichtband Mut machen und Anleitung geben.
Jürg Kesselring Knihy




Der neue Gedichtband von Jürg Kesselring Wie für die Chirurgen Skalpell und Nadelhalter unentbehrliche Arbeitsinstrumente sind, so ist für die Neurologen und Diplomaten die Sprache das Werkzeug ihrer Tätigkeit, sie müssen sprechen und vor allem zuhören können. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wie es so schön heisst, – auch Neurologen und Diplomaten müssen ihr Leben lang üben: die richtigen und treffenden Worte suchen in verschiedenen Sprachen, Tönungen, Dialekten, Dialogen, neue Sätze ausprobieren, verwerfen und anpassen, bis es sitzt und sich fügt. Das Resultat solch unermüdlichen Übens sind die in diesem Band vereinigten Gedichte von Jürg Kesselring. Es sind Gedichte eines Neurologen, der lebensklug die ihn umgebende Welt zu verstehen und zu erfassen sucht und dabei geradezu experimentierfreudig und geschickt das Werkzeug der Sprache benutzt.
Im Anfang das Wort? Im Jubiläumsjahr für Darwin wurde je nach Temperament entweder darüber geschimpft oder triumphiert, dass seine Lehre im Widerspruch stehe zu Aussagen in der Bibel. Wenn die eine Seite sagt: «Im Anfang war das Wort …», und die andere nachweist, dass Leben sich so viel früher entwickelt hat, als der Mensch mit seiner Sprache auf die Welt kam, so könnte ja auch mit «Anfang» nicht dasselbe gemeint sein. Gemäss der Evolutionslehre unterliegt die Welt einem kontinuierlichen Veränderungsprozess, und alle Organismen stammen in zusammenhängenden Verzweigungen von gemeinsamen Vorfahren ab. Wurde das Gehirn durch eine Genmutation plötzlich sprachfähig, oder ist Sprache eine notwendige Voraussetzung dafür, dass sich bei den Vor- und Urmenschen eine im Tierreich unerreichte Kommunikationsfähigkeit entwickelte?