Harro Zimmermann Knihy






Am Ende des 18. Jahrhunderts scheint die schöne Idee von der »Erziehung des Menschengeschlechts« im Blut der europäischen Revolutionen ertrunken zu sein. Ist der Mensch nicht mehr denn je seiner Triebnatur unterworfen? Hat man Aufklärung und Vernunft nicht längst zu parteiischen Kampfinstrumenten in Staat und Gesellschaft verkommen lassen? Intellektuelle können kein überzeugendes »Projekt Aufklärung« mehr ausformulieren, da die Auswirkungen der Französischen Revolution zu desillusionierend sind. Doch trotz des konkurrierenden Drucks von Romantik, katholisch-restaurativem Zeitgeist und staatlicher Reaktion geht die Idee der »Mündigkeit« der Menschen nicht völlig verloren. Harro Zimmermann untersucht, wie Denker des späten 18. Jahrhunderts inmitten der rasanten Umwälzungen den Impuls des Aufklärerischen zu bewahren versuchen. Der Autor zeigt in einem einleitenden Essay außerdem, inwiefern die skeptische Vernunftkultur des späten 18. Jahrhunderts derjenigen des späten 20. Jahrhunderts vorgearbeitet hat. Aus dem Inhalt * Erleuchtete Vernunft. Jung-Stillings Roman »Das Heimweh« und die Französische Revolution. * Die Menschen sind Brüder und gleich. Aufklärung und Revolution bei Matthias Claudius. * Satirische Streifzüge durch die Revolution. Die politischen Reiseromane Johann Friedrich Ernst Albrechts. * Klopstock oder das Leiden an der Utopie. Zum Thema Aufklärung siehe auch: edition text+kritik
Günter Grass
Biographie
Umstritten wie er war, vielfach gelobt und oft niedergeschrien – Günter Grass hat in der Kultur- und Demokratiegeschichte dieses Landes Zeichen gesetzt. Kaum ein anderes Kunst- und Literaturlebenswerk hat nach 1945 die politischen, kulturellen und mentalitären Auf- und Abschwünge der Bundesrepublik in vergleichbarer Repräsentanz beeinflusst. In Grass’ biografischem Profil spiegeln sich wichtige Phasen der deutschen Geschichte nach 1945. Im Blick auf Grass’ Lebenswerk und Wirkung als Künstler und Intellektueller ist in diesem Buch vom ‚Nationalautor‘ die Rede lange bevor sie Wirklichkeit werden konnte. Harro Zimmermann legt die erste große Biografie des Blechtrommel-Autors vor.
Günter Grass und die Deutschen
- 364 stránek
- 13 hodin čtení
Kein Autor hatte nach dem Zweiten Weltkrieg größeren Einfluss auf die Politik und das Selbstverständnis der Deutschen als Günter Grass. Harro Zimmermanns Essay beschreibt Grass’ Aufstieg zum Nationalautor. Bereits in der „Blechtrommel“ (1959) gestaltete Grass ein durch Nazi-Wahn, Krieg und Holocaust ruiniertes Deutschland zu einer grotesken Ausnüchterung, die dem Ungeist von Beschweigen und falscher Versöhnung entgegenwirkte. Die bundesdeutsche Republik übte mit Grass das politische Buchstabieren und erlangte gleichzeitig seine Berühmtheit in der Weltliteratur. Nur eine Ikone wie er konnte über Jahrzehnte geschichtspolitische und aktuelle Debatten glaubhaft und skandalumwittert anheizen und den Deutschen ihren von Rückschlägen geprägten Fortschritt verständlich machen. Es gibt eine Glanz- und Glücksgeschichte des Nobelpreisträgers von 1999, aber auch eine konfuse Streit- und Diskriminierungshistorie, die sein Lebenswerk widersprüchlich mit der deutschen Geschichte verknüpft. Anlässlich von Grass’ 90. Geburtstag legt Harro Zimmermann ein Buch vor, das dem „Fall Grass“ eine überraschend erhellende Bedeutung für das nationale Befindlichkeitsfieber im Selbstverständigungsprozess der Bundesdeutschen zuweist.
Friedrich Sieburg – Ästhet und Provokateur
- 488 stránek
- 18 hodin čtení
Eine Biographie des bedeutendsten konservativen Literaturkritikers der frühen Bundesrepublik, Friedrich Sieburg, der zu den intellektuellen Gründungsvätern der Bundesrepublik gehörte, jedoch bis heute kaum wahrgenommen wird. Dieser »sonderbare Kopf« (Thomas Mann) war ein Schriftsteller und Journalist von europäischem Format, der sich mit der rheinischen Provinz-Republik arrangieren musste. Als Nazi-Kollaborateur Verfemter, wandelte er sich zum Propagandisten einer neuen, reizbaren Bürgermoral. Sieburg entwickelte einen konservativen Avantgardismus mit oppositionellem Temperament und versuchte, aus den ideologischen Zerklüftungen des 20. Jahrhunderts Geisteskräfte zurückzugewinnen, um die Zivilisierung der Deutschen in einem künftigen demokratischen Europa zu fördern. Seit den frühen fünfziger Jahren hat er entscheidend zur Profilierung der Intellektuellenfigur im Nachkriegsdeutschland beigetragen. Seine historische Gestalt lässt die These von der »linken« Geistesgründung der Bundesrepublik in neuem Licht erscheinen. Der Autor berücksichtigt zahlreiche unbekannte Archivalien und bietet in seiner Biographie ein komplexes Bild dieser schillernden Persönlichkeit. Zitate von Zeitgenossen spiegeln die unterschiedliche Wahrnehmung Sieburgs wider, von Bewunderung bis zu harscher Kritik.
Harro Zimmermann begibt sich auf die Spur einer schillernden Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Er stellt Gentz in allen seinen Facetten vor: den staatsphilosophischen Theoretiker des moderaten Konservatismus, den antifranzösischen Publizisten, den Glücksspieler und Verführer von Theaterschönheiten, den altersmild gewordenen Sekretär Metternichs. Die lange überfällige neue Biographie einer zentralen Gestalt im Zeitalter des Wiener Kongresses! Mit großer Sachkunde lässt der Autor die Epoche der Französischen Revolution und des Wiener Kongresses lebendig werden, wenn er seinen Helden an dessen Wirkungsstätten begleitet, die heißen Debatten für und wider Revolution und Napoleon erneut aufleben lässt oder nachspürt, mit wessen Hilfe Gentz seine immensen Spielschulden in letzter Minute begleichen konnte.
Friedrich Schlegel oder die Sehnsucht nach Deutschland
- 453 stránek
- 16 hodin čtení
Friedrich Schlegel war ein ironischer Revolutionär und Priester der Sinnenlust, der an der Seite von Kaisern und Fürsten kämpfte, jedoch nie den gebührenden Platz in der deutschen Geistesgeschichte erhielt. In der Romantik vor zweihundert Jahren spiegelte sich eine Krise der Modernität wider, die auf die desorganisierte Wissenskultur Antworten suchte. Diese Rückkehr der Romantik in der heutigen Forschung ist eng verbunden mit den mentalitätsgeschichtlichen Folgen des globalen Realitätssturzes von 1989. Die historische Romantik teilt mit ihrer modernen Renaissance die Erfahrung von Weltkontingenz und plötzlicher Entwicklung. Sowohl damals als auch heute steht das Bewusstsein vom 'vernünftigen' Fortschritt der Menschheit im Zeichen des Zweifels, während säkularisierte Religionen mit dem Dilemma eines politischen Fundamentalismus ringen. Harro Zimmermanns Werk beschreibt den neuen Typus des 'gesellschaftlichen Schriftstellers' am Ende des 18. Jahrhunderts und beleuchtet seine intellektuellen Anstrengungen, Hoffnungen und Irritationen im Kontext seiner Zeit. Es wird deutlich, wie Schlegels Denken die Erbschaft der Aufklärung bewahrt und transformiert. Der Leser wird Zeuge einer dramatischen intellektuellen Entwicklung, die mit der ironisch-politischen Provokation des Frühromantikers beginnt und in einem verjüngten Wissensglauben mündet, der die Zerstörungskräfte der Moderne in die Erziehung der Menschheit zurückführen möchte.
Günter Grass unter den Deutschen
Chronik eines Verhältnisses
Das konfliktreiche öffentliche Verhältnis zwischen den Deutschen und Günter Grass und den Deutschen untersucht und aufgezeichnet.
Der Rundfunk hat eigene Gesetze, besonders in der Vermittlung wissenschaftlicher Bemühungen in der Literaturgeschichte. Der Autor, Kulturjournalist und Medienwissenschaftler, vertritt die Ansicht, dass Wissenswertes interessant sein sollte. In 29 Studien, die ursprünglich im heute marginalisierten Kulturfunk erschienen, wird ein Bogen von der „Elenden Poeterei“ Johann Christian Günthers bis zu Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass geschlagen. Auf originelle Weise werden Dichter wie Johann Gottfried Herder, Gottfried August Bürger, Sophie von LaRoche, Karl Philipp Moritz, Georg Forster und viele andere betrachtet. Auch historische publizistische und literarische Medien finden Beachtung, etwa die „Berlinische Monatsschrift“ als „Palladium der Volksrechte“ und die Darstellung von Europa-Visionen in der deutschen Literatur. Die Intellektuellen des 20. Jahrhunderts werden als „Priester und Provokateure“ charakterisiert, während die „Lesewut“ die Lektüre und Modernitätserfahrung in der deutschen Spätaufklärung thematisiert. Abgerundet wird der Band durch einige rundfunktheoretische Beiträge, die das Verhältnis von Radio und Literatur sowie die Modernisierung der Sinne beleuchten.