Im Gebrochenen das Gerade finden
Pädagogik und Individualpsychologie bei Alice Rühle-Gerstel





Pädagogik und Individualpsychologie bei Alice Rühle-Gerstel
Eine Jugend in Plauen. 1919-1929. Re-Konstruktion
Die 1920er Jahre sind eine Zeit, in der die Gesellschaft als Repressionsinstitution einen geringeren Einfluss auf die Entwicklung und Entfaltung der Menschen ausübte als im Kaiserreich zuvor und im Dritten Reich danach. Ausdruck dieser Offenheit, manche sagen: Instabilität, waren politische Kontroversen von links bis rechts um die Deutungshoheit in Deutschland. Die vorliegende Studie zeigt eine Möglichkeit auf, wie diese Offenheit genutzt werden konnte; sie ist dem Begriff der Neuen Frau verpflichtet.
Folgt man der Bewertung Heinz-Joachim Heydorns, dann gab es nur wenige Pädagogen der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen, deren Lehren nicht präfaschistisch konnotiert waren. Die Pädagogik Otto Rühles gehört dazu. Als Politiker hatte Rühle in die politisch-gesellschaftliche Diskussion eingegriffen. Pädagogik und Politik waren für Rühle nicht geschieden, sondern nur der jeweils andere Blick auf die Misere der gesellschaftlichen Realität. Diese enge Beziehung von Pädagogik und Politik wird in diesem Band dargestellt. Die Rühleschen Begriffe „un-autoritär“ und „Selbstbewusstseinsentwicklung“ zeigen die Aktualität für die heutige Diskussion: Nur weil sie nicht realisiert wurden, sind sie nicht veraltet.