Verzettelung
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Neue Texte und dazu ergänzende Werkstattberichte dieser jüngeren und überwiegend aus Vorarlberg stammenden AutorInnen. Herausgegeben von Jürgen Thaler, der mit dem Franz-Michael-Felder-Verein wichtige Impulse für zeitgenössische Literatur in Vorarlberg setzt,
„Der Fischfang bei aufgehender Sonne“ – so der Titel einer Radierung von Max Ernst aus dem Jahr 1965. In Wolfgang Bleiers Poesie der Bilder zieht ein Obdachloser durch den Text, und Fische durchziehen ihn, als wäre er die See selber. Eine Liebesgeschichte, höchst eigenwillig erzählt. – Und natürlich darf die Sprache immer wieder fröhlich ausreiten, sich verselbständigen und andere Ufer ansteuern. „Ich bestehe aus Tag- und Nachtträumen – das ist alles; ich bestehe aus Fleisch und Blut: nicht nur das verrückte Innenleben versuche ich niederzuschreiben. Bestimmte Dinge muss man sagen, bevor man sie zu begreifen, bevor man sie zu verstehen lernt.“ (Wolfgang Bleier)
Wer etwas über Mobilität und Rationalisierung der Arbeitskräfte erfahren und dabei nicht auf die Fachsprachen der Ökonomen, Techniker und Sozialexperten zurückgreifen möchte, dem sei Wolfgang Bleiers poetische Phänomenologie unserer Leistungsgesellschaft ans Herz gelegt. Seine dichterische Transkription des Räderwerks zielt aufs Ganze. Personen und Figuren sind nur angedeutet, ihre Charaktere verschwimmen, da sie sich im Arbeitsprozess auflösen. Ständig wird etwas zerschnitten, montiert: Sätze werden in einen geschmeidigen Teig geknetet, so wird an der Sprache weiter gearbeitet, um bei ihr zu bleiben – und sich über jedes Wort von neuem zu wundern!
Die immer wiederkehrenden Besucher sind bizarre Geschöpfe - der Herr Gustav, der Kantinegustav, ist an den Händen und im Gesicht mit übler Krätze überzogen, der Diskofredi ist, wie jeder weiß, in Steinhof gewesen, und dem Stummerl steht die Lastschrift ins Gesicht geschrieben. Das Wettbüro S ist das Zuhause der Spieler, die Pferderennen, der schnelle Einsatz bestimmen ihren Lebensrhythmus.