Der zweite Band von Renate Justs hochgelobten „Krummen Touren“ führt in die Regionen südöstlich von München, in den Chiemgau und über die Grenze ins Salzkammergut. Ein Buch für die Sommerfrische, ein Buch für Liebhaber von Landschaft und Literatur, zum sich Festlesen, sich Festschauen, zum neugierigen Unterwegssein vor der Haustür.
Renate Just Knihy






'Seit meinem neunten Lebensjahr, damals vom Vater erstmals auf die Tomaselli-Terrasse und in die Festungsbahn platziert, niemals hatte ich etwas Traumstadtartigeres gesehen, gehöre ich zu den Salzburg-Vernarrten.' Mit dieser persönlichen Liebeserklärung beginnt Renate Justs außergewöhnlicher Reiseführer durch eine berühmte Stadt, die sie von den Rändern, den Vororten her erkundet, auf 'krummen Touren', abseits der üblichen touristischen Ausflugsziele. Sie lockt uns in die verschleierte Stadt des Vorfühlings oder späten Herbstes, auf die Spazierwege in den Aignerpark, zu den Kopfweidenreihen des Almkanals, in die uralte Stille und Schlichtheit von Kloster Nonnberg, in die Polsternischen der Kaffeehäuser und auf die Aussichtsterrassen traditioneller Gasthöfe. Es sind die Gassen und Plätze, im Nonntal, der Riedenburg, unterm Kapuzinerberg, die Nischen und Zeitlöcher, in denen sie Salzburgs Zauber aufspürt. Einen Zauber, der sich auch in den Texten von Thomas Bernhardt, Peter Handke und H. C. Artmann wiederfindet, die diese Stadt verewigt haben, auch in ihren Abgründen. Einen Zauber, der sich in diesem Reiseführer unmittelbar auf die Leser überträgt. Wer noch nicht dagewesen ist in dieser 'Allerweltsschatzerl'-Stadt, will unbedingt hin. Und wer glaubt, Salzburg genau zu kennen, wird dieser 'Krummen Städte-Tour' sofort folgen. Beide Wünsche an ein Reisebuch einzulösen ist die große Kunst von Renate Just.
Auch ein chronischer Anhänger des kleinräumigen Unterwegsseins vor der Haustür bekommt manchmal Fernweh. Es zieht ihn dann ein Stück hinter die bayerischen Landesgrenzen, in österreichische oder böhmische Nachbarlande, immer noch nah und mitteleuropäisch-vertraut. Kleinere Reisen für ein paar Tage stellt die Autorin in diesem Band vor, in österreichische und tschechische Lieblingsregionen. Sie führen an die unbekannteren Ränder der weltberühmten Salzburger Stadtlandschaft und in die weitläufige Böhmerwald-Szenerie Adalbert Stifters, bis nach Franzensbad und Marienbad. Die Kunststadt Linz mit ihrer bizarren Hitler-Historie wird vorgestellt, aber auch die winterliche Leere des Waldviertels hoch oben in Österreichs Norden. Durch klassische niederösterreichische Weingegenden geht die Reise, durch die Schlemmerregion der südlichen Steiermark. In der Wiener Sommerfrische um Semmering, Rax und Reichenau ist man auf literarischen Fin-de-siècle-Spuren unterwegs, auf dem Wiener und Prager Metropolenpflaster werden Kaffeehäuser mit Flair entdeckt. Zum Logieren darf’s auch mal ein bisschen stilvoll und nobel sein: Zu Gast beim vermietenden Landadel. Auch diese »Krummen Touren« schweifen ab in die Literatur der Regionen, kurven auf Nebensträßchen für Auto oder Fahrrad herum und bieten umfangreiche Empfehlungen für landestypische Einkehr und Unterkunft.
Krumme Touren: Die 'Ausflugsführer zum Schwänzen, rundum gelungene Reiseführer für sinnenfrohe, romantische Bücher- und Augenmenschen mit Muße – und Auto.' (Bayerischer Rundfunk) 'Auf ihren krummen Touren möchte man Renate Just stehenden Fußes folgen, so verführend beschreibt sie ihre Reisen', hieß es in der ZEIT zum Erscheinen der 'Krummen Touren 2', und sehnlichst wurde der nächste Band erwartet. Hier ist er endlich: Niederbayern, dieses herbe 'Land ohne Wein und Nachtigallen' nach einem Zitat des niederbayerischen Dichters Hans Carossa, ist für passionierte Reisende ideales Entdeckerrevier. Noch wenig überlaufen seine Landstraßen durchs hügelige Moränenland zwischen Rott, Vils und dem unteren Inn, seine bodenständigen Wirtshäuser, die mittelalterlichen Stadtjuwele Landshut, Straubing, Passau. Wie immer spielen auch die Autoren, die in der Region gelebt haben, eine entscheidende Wegweiser-Rolle: Da sind die verrückten Brentanos mit ihren rosenkriegsartigen Landshuter Eheszenen und der große Wiener Autor Heimito von Doderer, der in der Isarstadt eine kleinbürgerliche Pantoffelexistenz führte. Da ist der in manchem unterschätzte, aber auch umstrittene Hans Carossa, ein Landarzt mit vielen Blessuren, der Lyriker Günter Eich – und die Rottaler Altbäuerin Anna Wimschneider, die mit ihren 'Herbstmilch'-Erinnerungen einen Millionenerfolg landete.
Der Geruch nach Gras, Tau und Apfelblütenblättern. Der Himmel, der wolkenlos und blau werden würde wie die Hundszungen im Gartenbeet. Und dann das Auftauchen des Sonnenballs, der das Zimmer, nur kurz, in formidables Rotgold badete. Was für ein Tag! Den werden wir uns stehlen, aber sofort. Und eine Reise in die Nähe unternehmen, auf abseitigen Landsträßchen, Bauernwegen, manchmal sogar Alleen: in die Burgen- und Mühlenromantik Frankens, in das Voralpenland und in das spröde Land im Norden von München. Mit allem, was dazu gehört: den verschlafenen Städtchen und abgelegenen Kirchlein, den Schlösschen und Klostergärten, den Gasthäusern, in denen man von nouvelle cuisine verschont bleibt, und Übernachtungsmöglichkeiten ohne den 0815-Standard der üblichen Hotelketten.
Manchmal rasselt man auch ins pralle Leben, nur immer der Musik nach, mpftah, mpftah. Auf einer Caféterrasse über der trägen grauen Elbe an einem verhangenen Samstagmorgen fängt die Zweite Kompanie des Schützenvereins Hitzacker von 1356 bei Köm und Bier, Mettbrötchen und Eierstichsuppe eben ihr dreitägiges Schützenfest an und ist schon gut in Form. Da kommt der eigene Kopf dann manchmal nicht ganz mit: wenn einem schon früh um neun der „Hummelflug“ für Blechbläser gesetzt ins Ohr scheppert, man mit Bierglas und Suppenschüssel von lauter stattlichen Herren umdrängt sitzt, die Tschakos mit Federbuschen, Orden und Seitensäbel tragen. Wo bin ich, wer bin ich, was ist eigentlich los? Der Möbelkaufmann erzählt einem, dass die Kundschaft heutzutage auf dem Sparstrumpf sitzt, der Textilkaufmann, dass er haargenau wie Roland Kaiser singen kann und außerdem nierentransplantiert ist. Und dass er schon an die Frau des Arbeitsministers herangetreten sei, mit dem Vorschlag einer Benefiz-Platte für Dialyse-Patienten: „Dreizehn-Jahre-Nierentransplantierter sing Roland Kaiser“ soll die heißen. Schrumm und wumm macht die Musik, und das Bier schwappt irgendwo in den Gehirnwindungen herum.
Katzen
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Die Journalistin beschreibt liebevoll und tiefsinnig die samtpfötigen Individualisten, ihre Erfahrungen und Überlegungen über das Zusammenleben von Katz und Mensch.