[Beigefügt: Wetterleuchten auf der Zungenspitze / Josef Winkler] Wetterleuchten auf der Zungenspitze 1. Frag den aliceblauen Röntgen-Schirm (und fragte) und gib acht auf die Spitze eines den Pulverschnee einkreisenden Zirkels in einem Reisekoffer, der einen Brautschleier entzweireißt, wenn sich über den Wolken die Kirchtürme nacheinander in Schneckenhäuser verkriechen. 2. Frag den antikweißen Röntgen-Schirm (Spieglein) und gib acht auf die an den Milchstraßenrändern leuchtenden Laternen, die das Lied der Mitternachtsglocke erst dann freigeben, wenn der vierfüßige Diwan in der Gestalt eines ausgepolsterten Pfaufederauges seinen Platz eingenommen hat. 3. Frag den indischroten Röntgen-Schirm (Spieglein) und gib acht auf das löchrige Ticket eines abreisenden Blinden, der in den Winkeln seines Herzens die Statuen der Dämmerung als Verwünschungen auf deiner tätowierten Haut ankündigt! 4. Frag den honigtaufarbenen Röntgen-Schirm (Spieglein, Spieglein) und gib acht auf den Rückzug einer gebrannten Mandel, die auf den Brüsten einer schönen Reisenden zugegen sein wird, wenn sich die Segel weit unter dem Flugzeug blähen und die Nähmaschinennadeln in den bauschigen Wolken ihren Rückzug antreten, denn du schläfst heute in einer zerstückelten Träne, Pepo Pichler. ( Josef Winkler )
Pepo Pichler Knihy




Carbon Footprint
Ein Kunstband mit Texten (dt./engl.) von Josef Winkler, Wolfgang Walkensteiner, Andrea Madesta. Übersetzung: Peter Waterhouse
Die zwölf Meter lange monumentale Skulptur CARBON FOOTPRINT des in Klagenfurt geborenen und überwiegend in Kalifornien lebenden Objektkünstlers Pepo Pichler ist Gegenstand dieses außergewöhnlich gestalteten Kunstbandes. Das Material der Skulptur: Reststücke aus der industriellen Fertigung, überwiegend Gussformen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff, die nicht recycelbar sind und nicht ohne schädliche Emissionen in Kauf zu nehmen entsorgt werden können. Wie lässt sich nun solch eine zwölf Meter lange Skulptur in einem Buch abbilden, ohne dass durch entsprechende Verkleinerungen jegliche Details wie die mal glatten, mal groben Oberflächen, die mal feinen, mal groben Strukturen verloren gehen? Gemeinsam mit dem Künstler und der unverzichtbaren Erfahrung und Experimentierbereitschaft der Druckerei Theiss hat Peter Hoffmann vom Freiraum_Linsengasse ein sogenanntes „offenes Wendebuch“ gestaltet, das ganz ähnlich wie ein Leporello funktioniert: Je nachdem, wie man die gefalzten Seiten umschlägt oder (bis auf eine Gesamtbreite von 83 cm) auseinanderzieht, lässt sich die Skulptur in ihren Einzelteilen „erblättern“ oder sie entfaltet sich im Wechsel mit den begleitenden Texten von Wolfgang Walkensteiner und Josef Winkler.