Cornelius Kolig
Verweilen statt verreisen
Verweilen statt verreisen
Kolig, Erbauer seines eigenen Museums, genannt Paradies, ist Künstler, Analytiker, Wissenschaftler, ein Mann der ästhetischen Recherche; er erfindet, zeichnet und konstruiert seit Jahrzehnten Objekte, die instrumentalen Charakter haben. Diese konzipierten Objekte können Maschinen, Vorrichtungen, Möbel sein; sie haben den Charakter von Reizspendern, denn sie tangieren immer einen oder mehrere Sinne im Umgang mit diesen Geräten. Das kann haptisch oder auch sexuell erfahrbar sein, aber ebenso Prozesse wie Essen oder Ausscheiden betreffen. Ein surreales Moment liegt im Konzept dieser technischen Artefakte, die eine utopische Beglückung zwischen Erotik und Technik vorzuweisen scheinen, eine Beglückung, die konterkariert wird durch die Erweiterung der körperlichen Reize durch die Inanspruchnahme der Maschine. Die vom Künstler angedachte Doppelbödigkeit kann ein Objekt gleichzeitig als Wohnzimmermöbel wie als Folterbank erscheinen lassen.
Das „Paradies“, ein von Cornelius Kolig errichtetes 5.000 m2 großes museales Areal, ist als Gesamtkunstwerk angelegt. Die gesamte Anlage mit ihren Gebäuden hat Kolig konzipiert und mit seinen Werken ausgestattet. Der Künstler malt, zeichnet, konstruiert und erfindet seit Jahrzehnten Objekte, die instrumentellen Charakter haben und zum Gebrauch gedacht sind. Seine Maschinen und Vorrichtungen dienen als Reizspender, denn sie tangieren immer einen oder mehrere Sinne im Umgang mit diesen Geräten und versprechen eine utopische Beglückung zwischen Erotik und Technik.2004 erschien das Buch „An den Klon“, das als Nachschlageband die gezeichneten Entwürfe und schriftlichen Anleitungen zu seinen nicht realisierten Objekten enthält und deren Umsetzung er an imaginäre Kunstarbeiter delegiert hat. Mit dem realisierten Teil des Paradieses befaßt sich die jetzt veröffentlichte umfangreiche Bedienungsanleitung, die Werkcharakter hat. Sie beschreibt die Wartung und Nutzung der baulichen Anlage und der in ihr verwahrten Objekte. Die beiden Buchprojekte zusammen bilden die „Bibel“ des Paradieses.