Dieser Gedichtband versammelt Werke des Autors von 1968 bis 2005 und vereint magischen Realismus mit einer Ästhetik der Übertreibung. Ivanceanu nutzt halluzinogene Collagetechniken, um das Erhabene und die Popkultur in die Lyrik einzuflechten, wobei Umgangssprache und Neologismen eine zentrale Rolle spielen.
Vintila Ivanceanu Knihy






In einem furiosen Ritt durch alle erdenklichen Fachgebiete und Assoziationsebenen gelangen Ivanceanu/Schweikhardt zu einer offenen Sondersprache zwischen Wissenschaft und poetischem Essay.
Im zeitgenössischen Diskurs um Formen der modernen Kunst kann der Aktionismus nicht länger als bloßes Spartenprodukt einer entgrenzten Ästhetik gesehen werden. Die kulturphilosophische Betrachtung entlastet ihn als inhärenten Teil der abendländischen Schmerzkultur und sieht im Aktionskünstler die Verkörperung cäsaropapistischer Allmachtsphantasien. Täter und Opfer vereinigen sich dabei im angestrebten Gesamtkunstwerk des Leibes zu einer parareligiösen Ikonographie zwischen Organsakralität und sozialem Exorzismus. Legenden also vom Wiener Aktionismus, von Beuys, Christo, Wolfgang Flatz, Show- und Volksaktionismus, Actionfilm und Comics.
Triebwerk Arkadien
1899/1999: Zweimal Fin-de-Siècle
Das alte Europa unterliegt erregter als je zuvor dem strammen Paradoxon kopulativer Widersprüche. Die morbide Selbstbestattung von Fin-de-siecle 1 (1899) wurde unbekümmert vom apokalyptischen IndustrieReiter der Gründerzeit boykottiert. Der perverse Januskopf von Fin-de-siecle 1: Fortschritt durch Scheintod! Und jetzt, im millenaristischen Sog von Fin-de-siecle 2 (1999) – dieser explosiven Gründerzeit des Digitalen! – verkuppelt die lästige Kontingenz akut gewordene, archaische Sehnsüchte mit den Heilserwartungen technologischer Kratophanien. Das „Ewige Reich“ des Digitalen ist das binäre Arkadien: Der Ex-Mensch als fleißiger „Hirt der Produkte“ mutiert zu einem DatenHirten. Bildmagie, Maschinenmusik, Lichtverehrung und das Phantom des Nicht-Orts sind die neuen Konstanten des Märchens vom Subjekt. Stets unvollendet, hat dieses paralytische Subjekt das Primat der Schrift, die Sicherheit der Territorien, die Reflexivität der Stille und die Gnade eines anamnetischen Gedächtnisses abgelegt. So wandert nundas Cybjekt mit 3-D-Brillen durch lichtdurchflutete Wellentäler: ein pixelgrasender Luxophant, jenseits und diesseits von Aufklärung und Realität.
ZeroKörper
Der abgeschaffte Mensch
Das altmodische Menschengeschlecht feiert berauscht seinen Untergang: Die Digitalkultur überrollt das degenerierte Subjekt in seiner Agonie. Der Körper, über Jahrtausende hinweg Heimat und Gefängnis des unverbesserlichen Individuums, löst sich mit Hilfe radikaler Technologien in staatenlose Fragmente auf. L’homme machine, corpus electronicum setzt sich in Einklang mit seinem genetischen Bildhauer: Er gefällt sich als Neuschöpfung aus Strom, virtueller Mimesis und Silizium. Vernetzte Unsterblichkeit, rasende Metamorphosen, der siebte Himmel der Prothetik und die Allmacht der Algorithmen bestimmen die künftige Selbst-Inszenierung des abgeschafften Menschen. Der unterkühlte Datenkörper verewigt sich im sozio-metaphysischen Eis. Oder flammt doch in der zivilisationsgeschichtlichen Eiszeit ein auratischer Leib, der biomorphe ZeroKörper?