Edwin Kratschmer Knihy






So eine Familiensaga hat noch kein Autor zu schreiben gewagt: Ed Kraut, achtzig, sucht seine Ahnen im Schindgau und gerät tief in den Ahnwald. Es wird eine Wanderung zurück in die Geschichte. Der Erzähler arbeitet fiktiv seine Ahnentafel ab und begegnet in seinen Altvorde-ren immer wieder sich selber. So lässt er sich in fünf Kapiteln zu jeweils neuralgischen Zeiten bis ins 15. Jahrhundert zurück auferstehen: in den beiden Weltkriegen, im Preußisch-Österreichischen Krieg, in den Napoleonischen Kriegen, im Dreißigjährigen Krieg und im Hussitenkrieg. Dabei erlebt er sich in seinen Vorfahren als Opfer und Täter, Gewinner und Verlierer, Eroberer und Vertriebener, als Gläubiger und als Ketzer, als Unterdrücker und Un-terdrückter. Und das alles in einer Sprache, die abseits vom Mainstream steht. Aber gerade das macht den ohnehin faszinierenden Stoff zu einem Meisterwerk der Literatur. Friedhelm Berger
Umschlaggestaltung: Friedhelm Berger unter Verwendung des Gemäldes „Stillleben mit Äpfeln“ von Horst Sakulowski
Ästhetik ist längst nicht mehr die sterile Lehre vom Ideal-Schönen. Seit altersher hat in praxi neben ihr sowieso immer gegolten: «Schön» ist, was Lust auslöst und Genuss verspricht. Spätestens seit de Sade ist selbst die grausamste Sünde literarisch salonfähig geworden. Im zwanzigsten Jahrhundert hat sich die Ästhetik als philosophische Teildisziplin jedoch zu einer Phänomenologie aller nur möglichen Lüste und Gelüste und eines hemmungslosen Genießens entwickelt, die Täter und Opfer in Kauf nimmt und selbst vor Massenmord nicht Halt macht. Der orgiastische Genuss hat sich als nahezu unendlich steigerbar erwiesen. Damit sind jeder Art, Ab-Art und Abject-Art die Tore in die Freiheit weit geöffnet. Gebote, Gesetze und Verbote können willkürlich gesetzt werden. Infernalische Bosheit und zynische Hingabe an das Obszöne und Böse und selbst der inszenierte Lustmord sind kunstwürdig. Der Künstler ist Schöpfer ohne Scham und Schranke. Abject is in, ethic is out. Anything goes. Die Uralt-Forderung der Ästhetik nach Harmonie ist längst im Gebrüll der Ekstase untergegangen.