Ist der Ideologiebegriff angesichts heutiger Theorien und gesellschaftlicher Wirklichkeiten noch brauchbar? Poststrukturalistische Ansätze erklären die mit ihm verbundenen Wahrheits- und Geltungsansprüche zunehmend für obsolet. Die dem interdisziplinär ausgerichteten Band zugrunde liegende Frage führt mitten in die Auseinandersetzungen um die Möglichkeit kritischer Wissenschaft im Spannungsfeld von Marxismus und Postmoderne.Nach ihrer Diskussion auf allgemein theoretischer Ebene wird in einem zweiten Teil die Leistungsfähigkeit des Ideologiekonzeptes an gründlich analysierten, konkreten Problemfeldern unserer Gegenwart wie Antisemitismus, Rassismus und Medienwelt überprüft. Der dritte Teil schließlich untersucht Ideologiebildung in dem besonders exponierten Gebiet ästhetischer Texte, der Literatur.
Hansjörg Bay Knihy






Ein Jahrhundert nachdem mit der "Eroberung" von Nord- und Sudpol die Geschichte der klassischen Entdeckungsreisen einen Abschluss gefunden hat, ist diese Geschichte mit ihren mehr oder weniger bekannten Protagonisten zu einem der produktivsten Themen der Literatur, aber auch des Films geworden. Gerade im deutschsprachigen Raum haben in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Texten die Geschichten der grossen Expeditionen noch einmal erzahlt und ihre Helden abermals auf den Weg geschickt. Der Band spurt dieser Produktivitat nach und diskutiert das phantasmatische, politische und asthetisch-mediale Verhaltnis der aktuellen Reinszenierungen zu ihren Vorlaufern aus der Hochphase der europaischen Expansion.
This collection explores various concepts of identity, culture, and literature from the 18th to 19th centuries, examining how these elements intersect and influence one another. It begins with discussions on the emergence of modern notions of race and national identity, highlighting the role of literature in shaping the identity project of Germany. The analysis extends to French cultural ideas and literary historiography during a transformative period, as well as the nationalization and deconstruction of political identities in English novels of the time. The discourse on social bodies and poverty in England around 1800 is also examined, alongside the cultural differences represented in the works of Walter Scott. The second section delves into cultural codifications, addressing the interplay between language, culture, and identity through figures like Herder and Mendelssohn. It also touches on the complexities of cultural difference in classical art and the evolving perceptions of modernity and barbarism in Edmund Burke's reflections. The supernatural elements in Coleridge's ballads and the British Orientalism of the era are analyzed, revealing the tensions between colonial politics and aesthetic discourse. The final section focuses on transgressions, exploring the search for new perspectives through global encounters and the challenges posed by foreignness in Hölderlin's poetics. It concludes with a look at Alexander von Hu
Kafkaesk / Rainer Nägele --Kafkas Tinnitus / Hansjörg Bay --Enstellte Grenzen : Kafkas Textverfahren und der historische Diskurs über Wanderbewegungen / Ute Gerhard ----beim babylonischen Turmbau / Bettine Menke --Rossmanns Zerstreuung / Christof Hamann --Going borderline : zu zwei Erzählungen Dostojewskis und Kafkas / Manuela Günter --Fremden-Verkehr : Kafkas Der Nachbar und die Soziologie des Fremden / Richard T. Gray --"--in der Fremde, aus der Sie kommen--" : die Geburt des Schreibens aus der Statistik des Selbstmords / Benno Wagner --Kafkas Schloss : das Amt des Schreibens / Stanley Corngold --Daten und Adressen : Verwandtschaft, Sexualität und Kommunikation in Kafkas Romanfragment Das Schloss / Wolf Kittler --Die fremde Frau : Exotik und Weiblichkeit in Kafkas Die Verwandlung --Berichte von der Menschenschau : Kafka und die Ausstellung des Fremden / Alexander Honold --Kafka als Ethnologe / Gerhard Neumann --Kafkas perfoming arts / Yoko Tawada.
Hansjörg Bay unternimmt eine grundlegende Neulektüre von Hölderlins Hyperion-Roman. In kritischer Auseinandersetzung mit dem für die bisherige Rezeption charakteristischen Modell gelingender Entwicklung beleuchtet er die Brüche und Aporien des Textes und befragt sie auf ihren historischen Gehalt. Seine genaue, vielschichtige diskursive Kontexte miteinbeziehende Lektüre zeigt, wie der Roman vorangetrieben wird von einem intensiven, in immer neuen Spielarten sich artikulierenden Verlangen nach Harmonie und Vollkommenheit, wie dessen Erfüllung jedoch immer wieder scheitert und wie es gerade durch dieses wiederholte Anlaufnehmen und Scheitern hindurch problematisiert werden kann. Die Charakterisierung dieses Prozesses als ‘poetisches Durcharbeiten’ betont sowohl seinen wiederholenden, diskontinuierlichen und unabgeschlossenen Charakter als auch die Tatsache, daß er sich in der spezifisch poetischen Arbeit am historischen Bild- und Sprachmaterial und im unablässigen Ineinanderschreiben unterschiedlicher Diskurse und Sinnschichten entfaltet. Hölderlins einziger Roman erweist sich in dieser Perspektive nicht nur als Schwellentext im Werk des Autors, sondern als ein Durcharbeiten fundamentaler Dimensionen der abendländischen Kultur und als Arbeit an der Schwelle zur Moderne. Im Kairos um 1800 markiert er eine Wende im abendländischen Denken, die weit vorausweist auf die Metaphysikkritik des 20. Jahrhunderts.
Auch zweihundert Jahre nach seinem Erscheinen ist Hölderlins einziger Roman über weite Strecken unbekanntes Land. Seit Jahrzehnten sucht ihn die etablierte Forschung auf den befestigten Wegen einer gelingenden Entwicklung des Helden zu erkunden. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes eröffnen neue Perspektiven, indem sie sich entschiedener an die Verwerfungen und Abgründe des Textes heranwagen. Sie folgen den Brüchen, Widersprüchen und Ambivalenzen dieses scheinbar so klassischen Romans und seinen durch Hölderlins Werk hallenden Echos; sie analysieren die topographischen und genealogischen Strukturen, die utopischen Potentiale und die Phantasien von Terror und Gewalt; sie erforschen die zeitgenössischen Wissensbasen, die antiken und modernen Codes oder das Verhältnis von Weiblichkeit, Musik und Sprache, von Schrift und Tod. Mit seinen belebenden Interventionen in eine erstarrte Forschungsdiskussion fordert der Band Spezialisten wie engagierte Laien heraus, 'Hyperion' neu zu lesen.