»Russisches Licht« – so hießen die elektrischen Lampen eines russischen Erfinders, die in den späten 1870er Jahren die europäischen Metropolen erhellten. In den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts reihte sich eine Entdeckung an die nächste, und die russischen Künste reagierten schlagfertig: Moderne und traditionelle Lichtordnungen trafen aufeinander. Ikonenrestaurateure entdeckten das Leuchten der ursprünglichen Farben der alten Ikonen. Symbolisten ließen in ihrer Lichtmotivik kosmologische Ordnungen auferstehen. Es geht in diesem Band um den Widerhall dieser Phänomene des Silbernen Zeitalters in einem modernen Lichtapparat, dem Kino der Zarenzeit und der Frühzeit der UdSSR. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der »Lichtkunst« der Jahre 1913–1917. Dies ist auch die Schaffenszeit des Filmregisseurs Evgenij Bauër, dessen Werk besondere Beachtung findet.
Natascha Drubek Meyer Knihy




Das Zeit-Bild im osteuropäischen Film nach 1945
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Neben Literatur und Kunst ist es gerade der Film, in dem die Verschränkung von Stillstand und Dynamik ihren Ausdruck findet, die für die Kultur des osteuropäischen Raums nach 1945 so kennzeichnend ist. In seinen Bildern lässt der osteuropäische Film diese eigentümliche Zeitstruktur ästhetisch erlebbar werden und findet dabei zu jener Poetik der filmischen »Zeit-Bilder« von »toten Zeiten« in »leeren Räumen«, die der französische Philosoph Gilles Deleuze in seinen Filmstudien als Charakteristikum des künstlerisch und politisch avancierten Kinos nach 1945 beschrieben hat. An ausgewählten Beispielen des osteuropäischen Films gehen die hier versammelten Beiträge diesem Phänomen nach. Vor dem Hintergrund aktueller Medialitätsfragen wird auch die Filmphilosophie von Deleuze diskutiert, die von Problemen sinnlicher Wahrnehmung beherrscht ist und um eine Überwindung der Semiotik ringt.
Der russisch-sowjetische Dokumentarfilmer und Filmtheoretiker Dziga Vertov (1896-1954) zählt zu den schillerndsten Erscheinungen zwischen der revolutionären Avantgarde der 20er und dem Sozialistischen Realismus der 30er Jahre. Der Sammelband vereint Beiträge zu Leben und Werk sowie Wirkung und Rezeption Vertovs mit semiotischen, dekonstruktivistischen und medientheoretischen Analysen seiner Filmpraxis und -theorie; eingehend werden dabei u. a. die Filme Der Mann mit der Kamera, Drei Lieder über Lenin und Wiegenlied sowie der Begriff des filmischen Intervalls untersucht. Der Band ging aus einem Workshop hervor, der anläßlich des 100. Geburtstags Dziga Vertovs im November 1996 im Berliner Kino Arsenal stattgefunden hatte.
In bezug auf Gogol' soll die eloquentia corporis im zweifachen Wortsinn verstanden werden. Zunächst im ursprünglichen, oben beschriebenen, als Verstellung mit Hilfe der Rhetorik, basierend auf den actio- und pronunciatio-Lehren (s. u.), und dann im wörtlichen: als Beredsamkeit des Körpers, sowohl als eigenständige Inszenierung körperlichen Verhaltens als auch in ihrer Auswirkung auf den Text.