Stefan Reberg, Professor für Deutsch und Latein, bricht im laufenden Schuljahr während seiner Aufsicht bei der Mathematikschularbeit in der Maturaklasse ein Lehrergesetz, wird zum Verbündeten der Schülerinnen und Schüler – und erschießt sich am selben Abend in seinem Arbeitszimmer. Zwei Wochen später wird dem Klassenvorstand und Mathematikprofessor Joachim Beltzer zugetragen, was während der Schularbeit passiert ist, und eine bürokratische Maschinerie setzt sich in Gang: Direktor, Landesschulrat, Elternabend, Presse. Der Selbstmord Rebergs zieht seine Kreise, nicht nur was dessen eigene Diffamierung betrifft. Joachim, Stefans Freund, beginnt zu recherchieren. Während des restlichen Schuljahres erlebt er nicht nur an sich selbst, sondern auch an seiner Klasse – besonders an den Schülern Tom und Eva – die Auswirkungen von Stefans Tod. Parallel dazu erfährt der Leser die Wahrheit – in Form eines Tagebuchs, das Stefan Reberg verfasst hat und das Joachim am Ende des Schuljahres in seinen Unterlagen finden wird. Eine Wahrheit, die über das Lehrer-Sein hinausgeht und die jeden betreffen kann.
Liane Locker Knihy


Mit 28 Jahren nimmt sich Reinhard das Leben. Diagnose: manisch depressiv. Für alle anderen verrückt, geisteskrank, wahnsinnig. Nicht normal.Oder kann es normal sein, wenn man, so wie Reinhard, mit elf Jahren sein Bett in den Garten stellt, um im Freien zu schlafen? Die Autorin Liane Locker stößt auf seine Autobiographie und begibt sich in einen Dialog mit dem Toten. Seine Geschichte verwebt sich mit ihrer eigenen und mit den Geschichten anderer, aus ihren Worten und den Worten Reinhards versucht sie ein Bild zu formen, seine zahlreichen Aufenthalte in Nervenheilanstalten, seine Schule, seine Berufsausbildung, seine ersten Kontakte mit Mädchen. Sie lernt die Mutter Reinhards kennen und seine Geschwister, führt lange Gespräche, recherchiert.Langsam weicht die anfängliche Betroffenheit der Autorin einer Verstricktheit, die die Grenze zwischen Wahn und Normalität verschwimmen lässt; die Autobiographie jenes jungen Mannes, der keinen anderen Ausweg mehr wusste als den Tod, wird zum Wandlungsprozess für sie selbst.Und bei all dem überfällt den Leser immer stärker das beklemmende Gefühl, sich nicht mehr ganz sicher zu sein, was normal ist und was nicht...